Der angeschlagene BayWa-Konzern hat am Freitagabend eine bedeutende Ad-hoc-Mitteilung veröffentlicht. Demnach wurde eine Einigung über ein umfassendes Transformationskonzept sowie eine Sanierungsvereinbarung bis 2027 erzielt. Doch das ist nicht der einzige Fortschritt: Unter anderem konnte sich die BayWa einen längeren Zeitraum zur Begleichung ihrer Schulden sichern.
AKTIONÄR-Leser wissen: Die BayWa ist der größte Agrarhändler Deutschlands und spielt insbesondere im Süden und Osten des Landes eine zentrale Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung. Auslöser der aktuellen Krise ist eine verhängnisvolle Kombination aus zu hoher Verschuldung, unzureichendem Risikomanagement und der letztlich gescheiterten Expansion ins Solargeschäft sowie einer schwächelnden Weltkonjunktur, die auf die Nachfrage aus der Baubranche drückt.
Ein Sanierungsgutachten hatte Ende November bestätigt, dass sich die BayWa grundsätzlich durch eine Gesundschrumpfung retten kann. Anfang Dezember kündigte der Konzern dann an, im Zuge der Sanierung 1.300 Stellen abbauen zu wollen. 40 Prozent der Stellen sollen in der zentralen Verwaltung wegfallen, außerdem sollen 26 der gut 400 Standorte geschlossen werden.
Am Freitagabend teilte die BayWa mit, dass sich der Konzern mit den wesentlichen Finanzierungspartnern und den Großaktionären Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG und Raiffeisen Agrar Invest AG auf ein detailliertes Transformationskonzept und den Inhalt einer langfristigen Sanierungsvereinbarung bis 2027 nebst Zusatzvereinbarungen geeinigt hat.
Kapitalerhöhung voraus
Im Zuge des Transformationskonzepts soll es zudem eine Bar-Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht in einem Volumen von 150 Millionen Euro durchgeführt werden. Die beiden Großaktionäre haben sich laut Konzernangaben verpflichtet, dieses Volumen abzusichern. Die Einzelheiten zur Kapitalerhöhung will BayWa im ersten Quartal 2025 bekannt geben.
Der rechtsverbindliche Abschluss und das Wirksamwerden der Sanierungsvereinbarung sowie der Abschluss und das Wirksamwerden von Finanzierungsverträgen für die Neuordnung der Finanzierung bis Ende 2027 werden bis spätestens Ende April 2025 erwartet.
Stillhalteabkommen verlängert
Bis zum 30. April wurde zudem das bisher bis zum 31. Dezember laufende Stillhalteabkommen mit den Finanzierern der BayWa verlängert. Dies bedeutet, dass die BayWa weiterhin bis Ende April die fälligen Kreditrückzahlungen aussetzen kann.
Auslandsbeteiligungen verkauft
Wie bereits angekündigt, hat die BayWa außerdem Verträge für den Verkauf zahlreicher Beteiligungen unterzeichnet. Für 176 Millionen Euro geht die 47,53 Prozent der Anteile, die die BayWa an der österreichischen RWA Raiffeisen Ware Austria AG (RWA AG) hält sowie eine weitere Aktie an ein mit der RWA Raiffeisen Ware Austria Handel und Vermögensverwaltung eGen verbundenes Unternehmen. Wenn die Behörden zustimmen, soll die Transaktion bis zum Ende des ersten Quartals 2025 abgeschlossen sein. Mit 26 Millionen Euro des Kaufpreises will die BayWa dann ein altes Darlehen der RWA AG an die BayWa bedienen.
Die Sanierung bei BayWa nimmt weiter Form an. Zu Wochenbeginn dürfte die Aktie dank der guten Nachricht einen Satz nach oben machen. Gelingt dem Papier dabei der Sprung über die 50-Tage-Linie bei 19,80 Euro, wird ein technisches Kaufsignal generiert. Trotzdem ist die Rettung der BayWa noch nicht final. Erst wenn der rechtsverbindliche Abschluss und das Wirksamwerden der Sanierungsvereinbarung stehen, ist die Kuh vom Eis. Bis dahin bleiben Anleger an der Seitenlinie.
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