Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer trennt sich von seinem Testosteron-Geschäft. Das Männergesundheitsprodukt Nebido gehe zu einem Kaufpreis von bis zu 500 Millionen Euro an das Pharmaunternehmen Grünenthal, teilte der DAX-Konzern am Donnerstag mit. Die Aktie von Bayer notiert am frühen Vormittag auf Tradegate 0,5 Prozent im Minus.
Das Medikament gegen Testosteronmangel erzielte den Angaben zufolge 2021 einen Umsatz von 117 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Konzernumsatz betrug mehr als 44 Milliarden Euro.
Die Transaktion soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Über einen Verkauf des Geschäfts war bereits spekuliert worden. So hatte das "Handelsblatt" im Februar über die Absichten geschrieben und dabei eine Bewertung im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich in den Raum gestellt.
Bayer krempelt die Pharmasparte seit einiger Zeit ein Stück weit um und setzt dabei stark auf das Geschäft mit Gen- und Zelltherapien, welches das Wachstum mittelfristig antreiben soll. Hier gab es in den vergangenen Jahren mehrere kleinere Übernahmen. Der Verkauf von Randbereichen passt zu dieser Strategie.
Zuletzt gab es aus der Divison mehrere gute News. So nahm der Bayer-Konzern in den USA ein neues Zentrum für die Krebsforschung in Betrieb. Bayer startet den Angaben zufolge dort zunächst mit einer Belegschaft von 100, die Zahl der Arbeitsplätze soll bis Mitte nächsten Jahres laut einer Sprecherin auf 150 steigen. Mit Boston stärkt der Konzern seine Präsenz in einem wichtigen Innovations-Zentrum der Biotech-Industrie – auch viele Partner von Bayer arbeiteten vor Ort, hieß es.
Belastet wird Bayer aber weiterhin von den Glyphosat-Streitigkeiten. Hier hatte der Konzern erneut einen Dämpfer erlitten. Ein Berufungsgericht rollte eine Klage wegen angeblicher Krebsrisiken des Unkrautvernichters wieder auf. Laut Experte Charlie Bentley von Jefferies gab es zuvor die kleine Hoffnung, dass zugunsten von Bayer entschieden wird. Das hätte die Möglichkeit eröffnet, dass sich das oberste US-Gericht mit dem Fall befasst und eine Grundsatzentscheidung trifft.
Das Risiko bei der Bayer-Aktie überwiegt weiterhin. Anleger bleiben deswegen an der Seitenlinie.