Die Bayer-Aktie konnte sich in den letzten Wochen im Bereich der 60-Euro-Marke stabilisieren. Die Chancen dafür, dass auf diesem Kursniveau eine kurzfristige Trendwende nach oben eingeleitet wurde, stehen recht gut.
Denn: Im Geschäftsjahr 2018 wird Bayer aller Voraussicht nach auf ein bereinigtes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in Höhe von etwa 9,5 Milliarden Euro kommen. Für das Jahr 2019 prognostiziert Bayer-Chef Werner Baumann gar einen kräftigen Zuwachs auf gut 12,2 Milliarden Euro.
Pflanzenschutz-Geschäft günstig bewertet
Damit nicht genug: Der Aktienkurs ist ausgehend von den 2015-er Höchstständen (damals wurden vorübergehend über 140 Euro für eine Bayer-Aktie bezahlt) derart stark abgestürzt, dass das Pflanzenschutz-Geschäft von Bayer jetzt nur noch mit etwa dem fünffachen EBITDA bewertet wird. Dieser Bereich aber wächst strukturell und kann EBITDA-Margen im Bereich von 30 Prozent (und mehr) im Jahr erwirtschaften.
Wie sieht es aber in Sachen Glyphosat aus? Viele Analysten gehen davon aus, dass Bayer die Beilegung aller gut 10.000 Glyphosat-Klagen im schlimmsten Fall maximal zwischen vier und sechs Milliarden Dollar kosten würde. Selbst wenn schlussendlich das obere Ende dieser Bandbreite erreicht wird, wäre dieses Szenario im aktuell massiv gedrückten Kursniveau längst eingepreist.
Der Vergleich mit Lipobay
In diesem Zusammenhang hilft ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Der Skandal rund um den Blutdrucksenker Lipobay, dessen damalige Einnahme bei mehreren Patienten schwere Gesundheitsschäden verursachte, kostete Bayer 1,2 Milliarden Dollar. Diesen Betrag legte der Healthcare-Konzern im Rahmen einer Vergleichssumme für insgesamt 3.100 Betroffene auf den Tisch.
Höchst interessant: Auch damals hatte ein einzelner Kläger im ersten Lipobay-Prozess einen enorm hohen Betrag zugesprochen bekommen – 560 Millionen Dollar, also deutlich mehr wie der Glyphosat-Kläger Dewayne Johnson. Kommt es nun im Zusammenhang mit den ab Februar und März 2019 zu erwartenden Glyphosat-Fällen seitens der Richter zu keinen „harten“ Urteilen, hätte die Bayer-Aktie daher zwangsläufig beträchtliches Erholungspotenzial.
Schneller kurzfristiger Anstieg als Szenario
Das wahrscheinlichste kurzfristige Szenario für Bayer bleibt eine technische Gegenbewegung. Im Rahmen dieser Entwicklung könnte der Titel wieder bis auf ein Kursniveau im Bereich von 85 Euro vorstoßen. Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer können auf eine derartige Bewegung setzen. Langfristig orientierte und auf Substanz ausgerichtete Defensivanleger hingegen bleiben bei der Bayer-Aktie weiter außen vor.