Die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat könnte nach einem Entwurf für einen Vorschlag der EU-Kommission verlängert werden. Dem am Mittwoch online gestellten Dokument zufolge, könnte das Mittel zehn weitere Jahre eingesetzt werden. Der Vorschlagsentwurf wird am Freitag mit den EU-Staaten erörtert.
Für den Einsatz sind bestimmte Bedingungen vorgesehen, etwa Maßnahmen zur Risikominderung. Dabei geht es etwa darum, zu verhindern, dass Glyphosat bei der Anwendung stark verweht wird.
Glyphosat ist noch bis zum 15. Dezember EU-weit zugelassen. Umweltschutzorganisationen sehen in Glyphosat Gefahren für Menschen und Umwelt, der Hersteller Bayer weist das vehement zurück. Deutschland will ab Anfang 2024 Glyphosat nicht mehr zulassen. "Die Gesundheit von Millionen Europäerinnen und Europäern droht für weitere 10 Jahre aufs Spiel gesetzt zu werden", sagte die Grünen-Abgeordnete Jutta Paulus am Mittwoch.
Eine Entscheidung über die Verlängerung im zuständigen Ausschuss, in dem auch Vertreter der EU-Staaten sitzen, wird nicht vor Mitte Oktober erwartet – unter Umständen noch später. Für eine Entscheidung ist eine qualifizierte Mehrheit erforderlich.
Für Chemieunternehmen wie Bayer ist der Verkauf von Pestiziden wichtig. Zum Umsatz von Glyphosat will Bayer indes aber keine Zahlen nennen. Laut der Initiative Coordination gegen Bayer-Gefahren sollen die Einnahmen bei „rund einer Milliarde Euro“ pro Jahr liegen.
Die Aktie von Bayer stand in den vergangenen Wochen erneut unter Druck. Für negative Stimmung sorgte dabei inbesondere eine Einschätzung der US-Bank JPMorgan. Richard Vosser hatte die Anleger vor zu hohen Erwartungen an 2024 gewarnt. Er selbst rechnet mit mauem Wachstum und hält den Analystenkonsens für zu hoch. Seiner Skepsis für die Kursentwicklung der nächsten Zeit gab er mit dem Status "Negative Catalyst Watch" Nachdruck.
Die Entscheidung des EU-Ausschusses zu Glyphosat, die im Oktober erwartet wird, wird für Bayer in jedem Fall enorm wichtig. Bis dahin dürften große Impulse für die Aktie fehlen. Kurzfristig positiv aus charttechnischer Sicht ist in jedem Fall, dass bislang das 52-Wochen-Tief bei 46,70 Euro erfolgreich verteidigt werden konnte. Dieses sollten Anleger in jedem Fall weiter im Blick behalten. Ein Rutsch daruter würde ein neues negatives Signal bedeuten.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.