Der Bayer-Konzern muss sich in einem wegweisenden Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat weiter mit seinem Berufungsantrag beim obersten US-Gericht gedulden. Der US Supreme Court hielt sich am Montag bedeckt dazu, ob er sich des für viele andere US-Verfahren richtunggebenden Falls annimmt.
Nachdem die Richter am Donnerstag dazu tagten, hatten Beobachter mit einer raschen Entscheidung gerechnet. Bayer erhofft sich vom Supreme Court einen Befreiungsschlag im Dauerkonflikt um rechtliche Altlasten, die die Leverkusener sich 2018 mit dem über 60 Milliarden US-Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto einbrockten.
Geduld ist gefragt
"Wir erwarten eine Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt", teilte Bayer in einem knappen Statement mit. Konkret geht es bei dem Antrag des Konzerns um die Überprüfung eines Urteils zugunsten des Klägers Edwin Hardeman, der Monsanto-Produkte für seine Krebserkrankung verantwortlich machte. Ihm waren 2019 nach einem Gerichtsprozess letztendlich gut 25 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen worden. Bayer streitet vehement ab, dass Glyphosat Krebs verursacht. Der Konzern argumentiert mit der Zustimmung von Aufsichtsbehörden und Studien, die belegen sollen, dass Unkrautvernichter wie Monsantos umstrittenes Roundup bei vorschriftsgemäßer Anwendung sicher seien.
Bayer setzt große Hoffnung darauf, dass der Supreme Court den Fall Hardeman annimmt und die Entscheidung kippt. Das hätte Signalwirkung für zahlreiche weitere Glyphosat-Klagen, von denen für das DAX-Unternehmen hohe Rechtsrisiken abhängen. Doch zuletzt sah es nicht so aus, als ob sich das oberste US-Gericht mit dem Fall befassen wird. Die US-Regierung hatte dem Supreme Court im Mai davon abgeraten und sie hat in der Regel großen Einfluss.
Die US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten sind seit Jahren ein enormer Belastungsfaktor für Bayer und die Aktie. Aufgrund der schwelenden Risiken hat DER AKTIONÄR regelmäßig von einem Einstieg abgeraten. Auch wenn Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, sollten Anleger vorerst weiter an der Seitenlinie verharren.
(Mit Material von dpa-AFX)