Bayer-Chef Werner Baumann hat in einem beachtenswerten Interview mit der Welt am Sonntag einen "massiven Vertrauensverlust" beklagt. Doch worauf bezieht sich diese Aussage des Mannes, der einem Unternehmen vorsteht, das mit der Übernahme von Monsanto zuletzt insbesondere bei seinen deutschen Anlegern viel Zuspruch verloren hat? Auch, weil diese in den vergangenen Jahren viel Geld mit Bayer-Aktien eingebüßt haben.
Bayer-Vorstandschef Werner Baumann sieht in einem ausgeprägtem Risikobewusstsein eine Gefahr für den Wohlstand in Deutschland. Es fehle an "Chancenorientierung", sagte der Vorstandsvorsitzende des Agrarchemie- und Pharmakonzerns der Welt am Sonntag und fügte hinzu: "Wir sind immer zuallererst vom Risiko beseelt. Hätte Amerika unsere Vorschriften, wären Amazon oder Google dort wahrscheinlich nie so erfolgreich geworden. Mit voller Hose gewinnen Sie eben keinen 100-Meter-Lauf."
Die Deutschen pflegen nach den Worten des Bayer-Chefs bei Zukunftstechnologien "eine extreme Betonung des Vorsorgeprinzips". In Deutschland brüste man sich damit, die umfassendste Regulierung zu haben. Die kommerziellen Chancen, die Wohlstand und Arbeitsplätze brächten, würden dann woanders wahrgenommen.
In bestimmten Bereichen gibt es laut Baumann "eine Dauerbespielung von Themen, die dazu führt, dass Leute manche Aussagen für unumstößlich halten und gar nicht mehr hinterfragen". Als Beispiel nannte er die Diskussion über grüne Gentechnologie und das Thema genmodifiziertes Saatgut: "Das war in einigen Ländern lange Zeit ein Thema, über das man nicht sachlich sprechen konnte." Mittlerweile sei eine zunehmend konstruktiv-kritische Diskussion zu beobachten.
Unternehmen würden zudem in Diskussionen zu wenig gehört. "Ich habe schon den Eindruck, dass Unternehmen mit sachlichen Argumenten kaum noch durchdringen", sagte Baumann. Dabei ließ er auch Selbstkritik an der Wirtschaft anklingen, die an diesem Umstand zum Teil selbst verantwortlich sei. Es gebe einen "massiven Vertrauensverlust, der in den vergangenen Jahren oder vielleicht Jahrzehnten um sich gegriffen hat und der auch die Wirtschaft trifft".
Fakt ist: Bayer ist nach der Übernahme des US-Konzerns Monsanto einer der führenden Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Mit dem Monsanto-Kauf hat sich der DAX-Konzern aber auch Tausende Klagen eingehandelt.
Die Übernahme lastet auf der Aktie wie ein Damoklesschwert. Auf Jahressicht hat die Bayer-Aktie fast ein Viertel ihres Wertes eingebüßt. Auf Sicht von drei Jahren fällt die Bilanz nicht minder negativ aus. Bezogen auf beide Zeiträume hat sie sich damit deutlich schlechter entwickelt als der Auswahlindex DAX, dessen Mitglied die Bayer-Aktie ist. Der Deal wird nicht nur daher immer wieder heftig kritisiert. Unter anderem forderte der aktivistische Investor Paul Singer im Dezember vergangenen Jahres eine Aufspaltung des Unternehmens in zwei Bereiche: Agrarchemie und Pharma.
Baumann hält seine Worte allgemein und konkret zugleich, bezieht sie auf die Wirtschaft, die Mentalität und die Rahmenbedingungen in Deutschland. Wer zwischen den Zeilen liest, könnte meinen, dass in seinen Worten jedoch auch ein wenig Frust darüber mitschwingt, dass insbesondere deutsche Anleger offenbar den aus Bayer-Sicht langfristig lukrativen Monsanto-Deal – nicht honorieren.
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Mit Material von dpa-AFX
Ein Beitrag von Leon Müller, Chief Editor Börsen.Briefing. – dem täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR (registrieren Sie sich kostenfrei unter www.boersenbriefing.de)
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