Viele deutsche Konzerne von Adidas bis Volkswagen haben ihr Russland-Geschäft wegen des Ukraine-Krieges vorerst eingestellt. Andere wie Bayer, Henkel oder Metro halten daran fest. Einfach ist das für die Firmen angesichts der allgemeinen Empörung über die russische Aggression nicht. Beim Blick auf den Chart der Bayer-Aktie ist allerdings klar, dass derzeit die Bullen das Zepter in der Hand halten.
"Unternehmen, die in Russland bleiben, stehen unter einem gewaltigen Rechtfertigungsdruck", beobachtet der Marketingexperte Karsten Kilian von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg. "Sie argumentieren oft damit, dass auch die russische Bevölkerung versorgt werden muss, aber angesichts der Not in der Ukraine ist das keine einfache Position."
Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer sieht für sich jedenfalls gute Gründe, in Russland aktiv zu bleiben. "Der Zivilbevölkerung wesentliche Gesundheits- und Landwirtschaftsprodukte vorzuenthalten - wie zur Behandlung von Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gesundheitsprodukte für Schwangere und Kinder sowie Saatgut für den Anbau von Nahrungsmitteln - würde die Zahl an Menschenleben, die dieser Krieg fordert, nur vervielfachen", verteidigte er seine Entscheidung. Der Konzern stellte aber jegliche Werbung in Russland und Belarus ein und stoppte alle Investitionsprojekte auf unbestimmte Zeit.
Unabhängig von der Russland-Thematik brummt das Geschäft bei Bayer. Und auch das Chartbild ist bullish: Bis zum 52-Wochen-Hoch bei 57,73 Euro aus dem Mai 2021 fehlt nicht mehr viel. Ein Sprung über diese Marke würde ein weiteres Kaufsignal bedeuten.
Bei der Bayer-Aktie passt derzeit alles zusammen. Dennoch mahnt DER AKTIONÄR weiter zur Vorsicht. Noch immer sind die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA nicht in Gänze vom Tisch. Anleger sollten das Risiko nicht unterschätzen und bleiben trotz des starken Charts und des zuletzt positiven Newsflow weiter an der Seitenlinie.
(Mit Material von dpa-AFX)