Noch verdient Bayer mit Kassenschlagern wie dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea prächtig, doch wegen nach und nach wegfallender Patente dürften die Umsätze mit diesen Mitteln in den kommenden Jahren sinken. Ersatz muss her. Neben neuen, eher klassischen Medikamenten verspricht sich der Pharmachef des Konzerns, Stefan Oelrich, viel von der Gen- und Zelltherapie. Vielversprechende Aussagen treiben die Aktie an.
Deals und Übernahmen
Hier gaben die Leverkusener zuletzt einiges Geld für Übernahmen aus, die das Wachstum des Unternehmens in der zweiten Hälfte der Dekade antreiben sollen. Dazu zählt auch die Akquisition von Asklepios Pharmaceuticals. "Wir treiben die Transformation unseres Geschäfts voran und bauen unser vielversprechendes Entwicklungsportfolio zusammen mit unseren Partnern aus", sagte Oelrich im Zuge eines Pharma-Medientages am Mittwoch.
Um in den kommenden Jahren den Gegenwind durch den Wegfall von Patenten auf aktuelle Kassenschlager zu kompensieren, setzt Bayer daneben erst einmal weiter auf hohe Erlöse mit anderen neuen Medikamenten. Allein drei dieser Mittel, die sich zum Teil noch im späten Stadium der Entwicklung befinden, sollen laut der Pharma-Veranstaltung auf Jahresumsätze von jeweils mehr als einer Milliarde Euro kommen. Damit würden die Medikamente zu sogenannten Blockbustern.
Prostatakrebs-Medikament unter den Hoffnungsträgern
iner dieser Hoffnungsträger ist der Krebswirkstoff Darolutamid mit dem Handelsnamen Nubeqa. Das Mittel ist bereits in einigen Märkten wie den USA und der EU zur Behandlung des nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms zugelassen.
Zudem stehen die Chancen für eine baldige Zulassung von Finerenon zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung bei Patienten mit Diabetes Typ 2 womöglich recht gut. Erst am Vortag hatte die FDA in den USA dem Mittel ein beschleunigtes Zulassungsverfahren gewährt, was eine Entscheidung binnen sechs Monaten statt zehn bedeutet. Bayer hatte die Zulassung in der EU und den USA Anfang November beantragt.
Mit der Übernahme von Kandy Therapeutics hat sich Bayer auch im Bereich der Frauengesundheit verstärkt. Der Zukauf verfügt über einen Medikamentenkandidaten gegen Wechseljahrbeschwerden in der Pipeline. Die zulassungsrelevante Phase-3-Studie soll noch in diesem Jahr beginnen.
Zulassungsentscheidung in Kürze
Auch für das Geschäft mit dem Hoffnungsträger Vericiguat gegen Herzinsuffizienz ist Pharma-Chef Stefan Oelrich optimistisch – wenngleich dies für Bayer erst einmal kein Blockbuster sei, denn die Erlöse würden mit dem Entwicklungspartner, der Merck & Co, geteilt. Die FDA wird in den kommenden Tagen über eine Zulassung entscheiden. Entsprechende Anträge laufen auch in der EU sowie in China und Japan.
Bayer ist extrem bemüht, auf lange Sicht die drohenden Umsatzeinbußen bei den Top-Sellern Xarelto und Eylea zu kompensieren. Die Zukäufe und Deals im zukunftsträchtigen Bereich der Zell- und Gentherapie begrüßt DER AKTIONÄR. Nach dem Pharma-Medientag thront die Bayer-Aktie mit einem Kursplus von 4,5 Prozent klar an der DAX-Spitze. Dennoch bleibt DER AKTIONÄR skeptisch im Hinblick auf die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten gestimmt, die immer noch nicht vom Tisch sind.
(Mit Material von dpa-AFX)