Nachdem die Aktie von Bayer in den vergangenen Wochen in einer engen Range seitwärts gelaufen ist und zeitweise sogar drohte unter ihr Jahrestief zu rutschen, hat sie sich am Freitag eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Aktie gewann an nur einem Tag mehr als zehn Prozent und war damit der mit Abstand größte Gewinner am Freitag im DAX.
Eine für Bayer positive Gerichtsentscheidung im US-Glyphosat-Rechtsstreit hat den Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns kräftig Aufwind verliehen. Ein Bundesberufungsgericht in Philadelphia ("US Third Circuit of Appeals") kam am Donnerstag zu dem Schluss, dass Bundesrecht zu Warnhinweisen beim Verkauf von Unkrautvernichtern über dem Recht des Bundesstaates Pennsylvania steht. Im Februar hatte ein anderes US-Berufungsgericht dieses von Bayer vorgebrachte Argument abgelehnt. Angesichts der beiden gegensätzlichen Richtersprüche hofft die Bayer AG nun auf eine Grundsatzentscheidung des obersten US-Gerichts, des US Supreme Court, zu ihren Gunsten.
Im vorliegenden Fall hatte der Kläger, ein am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankter Gartenbauer, das Herbizid mit dem Markennamen Roundup für seine Krebserkrankung verantwortlich gemacht. Er argumentierte, Bayer hätte auf dem Etikett auf das Risiko einer Krebserkrankung hinweisen müssen.
„Wir begrüßen die einstimmige Entscheidung des Berufungsgerichts, die besagt, dass Klagen wegen angeblich unzureichender Warnhinweise in einzelnen Bundesstaaten ausdrücklich durch Bundesrecht ausgeschlossen sind“, hieß es bei Bayer in einer Stellungnahme zum Urteil.
Diese Nachrichten unterstützen die Anlagestory, erklärte am Freitag Analyst Peter Spengler von der DZ Bank in einer ersten Reaktion. Bayer habe nun das Recht, erneut vor das Oberste Gericht zu gehen, um diesen Widerspruch auflösen zu lassen.
Und das will Bayer auch tun. So teilte der Konzern mit, die Auswirkungen dieses Urteils auf andere anhängige Verfahren zu prüfen und seine Argumente vor dem US Supreme Court – dem höchsten US-Gericht – vortragen zu wollen.
Mit dem Kurssprung vom Freitag hat sich das stark angeschlagene Chartbild wieder etwas aufhellen können. Am Sprung über die 200-Tage-Linie ist die Aktie vorerst gescheitert. Gelingt der Sprung darüber sowie anschließend über das Mai-Hoch bei 30,41 Euro, würde sich die charttechnische Lage weiter klar verbessern.
Insgesamt bleibt die Lage bei Bayer aber dennoch weiter angespannt. Hohe Nettofinanzverschuldung und die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten bleiben klare Belastungsfaktoren. Anleger bleiben an der Seitenlinie und warten klare positive Signale ab.
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Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.