Die arg gebeutelten Bayer-Aktionäre müssen einen massiven Anstieg der Glyphosat-Klagen in den USA verkraften. Nach 18.400 Stück per 11. Juli 2019 ist die Zahl drei Monate später auf 42.700 explodiert. Analysten haben sogar teilweise mit einem Anstieg auf 45.000 Glyphosat-Klagen gerechnet. Die Zahlen zum dritten Quartal und der bestätigte Konzernausblick könnten damit in den Hintergrund der Anleger rücken.
In der Quartalsmitteilung von Bayer heißt es: "Bis zum 11. Oktober 2019 wurden Monsanto, einer Tochtergesellschaft von Bayer, in den USA Klagen von etwa 42.700 Klägern zugestellt. Die Kläger tragen vor, sie seien mit von Monsanto hergestellten glyphosathaltigen Produkten in Berührung gekommen." Damit hat sich die Zahl der Glyphosat-Klagen binnen drei Monaten mehr als verdoppelt.
Der Druck auf Bayer, sich in einem groß angelegten Vergleich mit der Gegenseite zu einigen, dürfte damit steigen. Bayer verweist indes unter Berufung auf wissenschaftliche Studien zwar auf die Sicherheit von Glyphosat bei richtiger Anwendung, zeigt aber auch Bereitschaft für einen Vergleich. Hier haben die Leverkusener aber klare Vorstellungen. So stellte Agrarchemiechef Liam Condon zuletzt klar, dass neben der finanziellen Angemessenheit eine außergerichtliche Beilegung auch einen finalen Abschluss der Glyphosat-Streitigkeiten darstellen müsse.
Zu den Zahlen
Bayer hat im dritten Quartal von der Nachfrage nach Medikamenten wie dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmittel Eylea profitiert. Das Agrar-Geschäft, in dem der 2018 übernommene US-Saatgutkonzern Monsanto aufging, legte ebenfalls zu. Der Konzernumsatz stieg in den drei Monaten bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,1 Prozent auf 9,83 Milliarden Euro.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 7,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu. Beide Werte lagen leicht über den durchschnittlichen Analystenschätzungen.
In einer ersten Reaktion kann die Aktie deutlich zulegen. DER AKTIONÄR bleibt allerdings bei seiner Einschätzung: Langfristig ausgerichtete Anleger sollten die Aktie weiter meiden, auch wenn sich die Gesellschaft operativ auf Kurs befindet. Denn ohne eine bezahlbare Lösung in der Causa Glyphosat dürfte es schwierig werden, eine nachhaltige charttechnische Trendwende einzuleiten.