Nach einem deutlichen Kursanstieg in den vergangenen Handelstagen gibt die Aktie von BASF heute nach. Angesichts der Nachrichtenlage ist dies auch nicht verwunderlich. So hat sich etwa die Unternehmensstimmung im Euroraum im November deutlich verschlechtert und signalisiert ein Schrumpfen der Wirtschaft. Auch aus China und vom Gasmarkt gibt es eher negative News.
Im Euroraum ist der Einkaufsmanagerindex von S&P Global zum Vormonat um 1,7 Punkte auf 48,3 Zähler gefallen, wie S&P am Mittwoch in London nach einer weiteren Umfragerunde mitteilte. Der Stimmungsindikator rutschte unter die sogenannte Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität hindeutet.
In der ersten Schätzung war noch ein etwas niedriger Wert von 48,1 Punkten ermittelt worden. Analysten hatten im Schnitt mit einer Bestätigung der ersten Erhebung gerechnet. Das etwas bessere Abschneiden in der zweiten Schätzung geht auf die Aufwärtsrevision der Stimmung in Dienstleistungsunternehmen zurück.
Der Unterindikator für den Bereich Dienstleistungen fiel im November zwar um 2,1 Punkte auf 49,5 Zähler. In der ersten Schätzung war aber ein stärkerer Rückgang auf 49,2 Punkte gemeldet worden. Deutsche Firmen in China blicken wegen der Wirtschaftsprobleme im Land und zahlreicher Hürden so pessimistisch wie noch nie in die nähere Zukunft. Wie aus der aktuellen Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) hervorgeht, erwartet nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen positive Entwicklungen in ihrer Branche für das kommende Jahr - ein historischer Tiefstand. 29 Prozent gehen laut der Interessenvertretung deutscher Firmen in China gar von einem Rückgang aus.
"Im Allgemeinen müssen wir sagen, dass die Stimmung besonders auf kurzfristige Sicht nicht gut ist", sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied der AHK in Ostchina, Maximilian Butek, in Schanghai. Es gebe daher eine gewisse Anzahl an Firmen, die sagten, wir hören nun vorerst auf zu investieren.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist für viele deutsche Firmen ein sehr wichtiger Absatzmarkt, in dem sie trotz wachsenden Konkurrenzdrucks jahrelang gute Geschäfte machten. Für 56 Prozent der befragten Firmen stellt die schwache Nachfrage in China allerdings nun das größte Problem dar, gefolgt von Preisdruck (52 Prozent). Ein neuer Trend ist laut AHK, die eigene Wettbewerbsfähigkeit durch verstärkte Lokalisierung zu sichern. Mit 40 Prozent gaben diesmal deutlich mehr Firmen an, unabhängiger von ihren deutschen Zentralen zu operieren.
Ein weiterer möglicher Belastungsfaktor für die BASF-Aktie: Der Preis für europäisches Erdgas ist zuletzt wieder in die Nähe des Jahreshochs gestiegen. Der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat wurde an der Börse in Amsterdam zeitweise mit 48,65 Euro je Megawattstunde (MWh) gehandelt. Damit fehlte nicht mehr viel zum höchsten Preis seit Ende des vergangenen Jahres, der im November bei 49,55 Euro erreicht worden war. Seit Beginn der Woche hält sich der Gaspreis über 48 Euro. Am Markt wurde das erhöhte Preisniveau mit einem ungewöhnlich schnellen Abbau der Gasvorräte erklärt. Dies habe mit einer vergleichsweise kalten Witterung zu tun. Außerdem sei in den vergangenen Tagen nur wenig Windenergie erzeugt worden, was den Gasverbrauch zur Stromgewinnung erhöht habe. Darüber hinaus bereite sich der Markt auf ein mögliches Ende der russischen Gaslieferungen durch die Ukraine vor.
Trotz dieser negativen Nachrichten hellt sich das Sentiment für Chemie-Aktien wie BASF nach langer Durststrecke wieder etwas auf. Zudem sind die Anteile des strategisch solide aufgestellten Konzerns im historischen Vergleich relativ günstig bewertet. Mutige mit einem langen Atem können zugreifen, der Stoppkurs sollte nach wie vor bei 36,00 Euro belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX