Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will seine Mehrheitsbeteiligung Wintershall Dea weiterhin an die Börse bringen. "Wir haben eine strategische Entscheidung getroffen und halten den Börsengang für den richtigen Weg", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel am Freitag in einer Online-Pressekonferenz. Natürlich müsse er in das jeweilige Marktumfeld passen.
Die Beteiligungsgesellschaft LetterOne des russischen Milliardärs Michail Fridman, die den restlichen Anteil am Unternehmen hält, will den Schritt einem Pressebericht zufolge sogar ganz verhindern. Grund sei unter anderem die Marktstimmung gegenüber Vermögenswerten in Russland, wo das Unternehmen einen Teil seiner Gas- und Ölproduktion tätigt. Dies würde "sehr wahrscheinlich zu einer Bewertung führen, die das Potenzial des Unternehmens nicht widerspiegelt", schrieb jüngst die Financial Times.
"In Anbetracht der hohen strategischen Bedeutung des Börsengangs für BASF und unsere Stakeholder werden wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um unsere Rechte und Interessen zu schützen", sagte Engel. Dazu gehörten auch der Rechtsweg und das Recht, einen Börsengang im Jahr 2023 einseitig zu verfolgen. Er hofft aber, dass sich BASF mit den Miteigentümer diesbezüglich einigen kann.
Probleme mit Nord Stream 2
Ursprünglich hatte BASF den Börsengang für das zweite Halbjahr 2020 geplant, ihn aber inzwischen mehrfach verschoben. Wintershall Dea ist auch an der Finanzierung der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 beteiligt und hat dem Projektunternehmen ein Darlehen von 730 Millionen Euro gegeben. Angesichts des Ukraine-Kriegs ist die Zukunft der Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland ungewiss.
Nachdem die Bundesregierung das Genehmigungsverfahren für den Betrieb der russisch-deutschen Erdgasleitung ausgesetzt hat, haben die USA Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft und deren Top-Manager auf den Weg gebracht. Die Pipeline war nach Angaben des russischen Gaskonzerns Gazprom im September fertiggestellt worden und soll Gas von Russland nach Deutschland bringen.
Was die USA-Sanktionen für die Zukunft der Pipeline bedeuteten, werde sich in den nächsten Wochen und Monaten klären, sagte Engel. Derzeit seien keine operativen Aktivitäten der Wintershall Dea von Sanktionen betroffen. "Wir sehen auch nicht, dass Wintershall Dea mit Sanktionen belegt wird". Die einzige Verbindung zu einer Sanktion sei das Darlehen. Er rechnet damit, dass dieses zurückgezahlt wird.
Wintershall Dea ist 2019 aus der Fusion der Wintershall Holding GmbH und der Dea AG hervorgegangen. Der Öl- und Gaskonzern mit Sitz in Kassel und Hamburg beschäftigt weltweit knapp 2500 Mitarbeiter. BASF hält gut 70 Prozent an Wintershall Dea. Der Rest gehört LetterOne, einer Beteiligungsgesellschaft, in der der russische Oligarch Michail Fridman seine Dea-Anteile gebündelt hat.
Auch wenn es bei den IPO-Plänen nur langsam voran geht, müssen sich Anleger um Wintershall Dea keine Sorgen machen. Denn es läuft aktuell rund beim Öl- und Gasspezialisten - wie auch beim Gesamtkonzern. Die BASF-Aktie bleibt indes weiterhin attraktiv (Stopp: 52,00 Euro).
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX