Fieberhaft wurde am Wochenende versucht, einen Kollaps der First Republic Bank zu verhindern. Am 1.Mai kann die US-Einlagensicherung nun eine Lösung verkünden. Die in den Strudel der US-Bankenkrise geratene First Republic wird an die Bank JPMorgan Chase verkauft. Dazu wurden offenbar sogar US-Regularien außer Kraft gesetzt.
Das kalifornische Ministerium für Finanzschutz und Innovation (DFPI) teilte am frühen Montagmorgen (Ortszeit) mit, dass die US-Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) ein Angebot von JPMorgan zur Übernahme der in finanzielle Not geratenen Regionalbank angenommen hat. Die Filialen der First Republic werden als JPMorgan Chase wiedereröffnet.
Auch eine regulatorische Hürde, die die Übernahme durch die Großbank behinderte, ist offenbar aus dem Weg geräumt worden. JPMorgan gehört zu den wenigen Bank-Riesen, die bereits mehr als zehn Prozent der landesweiten Einlagen angehäuft haben. Die Behörden machten nun eine Ausnahme, und die größte Bank des Landes kann noch größer werden.
An dem vorherigen Bieterverfahren für die First Republic Bank haben Insidern zufolge ein halbes Dutzend Banken teilgenommen, darunter auch Citizens Financial und PNC Financial Services.
Kunden zogen über 100 Milliarden Dollar ab
Die First Republic ist bereits dritte US-Bank, die in jüngerer Zeit in Existenznot geraten ist, weil Kunden ihre Einlagen massenhaft abzogen. Im März waren deswegen bereits die Silicon Valley Bank und die Signature Bank in die Knie gegangen.
In einer konzertierten Aktion hatten Großbanken zunächst 30 Milliarden Dollar in die ebenfalls taumelnden First Republic Bank gesteckt, um sie zu retten. Zu Beginn vergangener Woche hatte die First Republic jedoch einen Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar im ersten Quartal offenbart.
Die in San Francisco ansässige First Republic ist die zweitgrößte Bank, die in der Geschichte der USA kollabiert ist. Sie kam wegen der Pleite der Silicon Valley Bank in Not.
Anleger trennten sich daraufhin massenhaft auch von den Aktien der First Republic Bank, woraufhin der Kurs an der Börse weiter massiv abstürzte. Zum Wall-Street-Feierabend stand nach mehreren Handelsaussetzungen ein Tagesminus von gut 43 Prozent auf 3,51 Dollar zu Buche. Nachbörslich sackte die Aktie auf 2,33 Dollar weiter ab.
Milliarden-Verlust für US-Einlagensicherung
JPMorgan wird alle (verbliebenen) Einlagen von First Republic in Höhe von 103,9 Milliarden US-Dollar übernehmen und den größten Teil seiner Vermögenswerte in Höhe von 229,1 Milliarden US-Dollar kaufen, teilte die FDIC mit.
Im Rahmen der Vereinbarung wird die FDIC die Verluste mit der Bank teilen. Die Agentur schätzt, dass ihr Versicherungsfonds bei dem Deal einen Schlag von 13 Milliarden US-Dollar erleiden würde.
Seit Monaten schwelt eine Bankenkrise in den USA. Die Probleme sind dabei auf wenige US-Regionalbanken beschränkt. Dennoch schüren sie die Angst vieler Bank-Kunden, dass sich die Bankenkrise zu einer Finanzkrise ausweiten könnte. Viele Regionalbanken, die im Zuge der SVB-Krise ebenfalls unter Druck geraten waren, haben sich jedoch wieder stabilisiert.
Der seit Wochen schwelende Stress veranlasste viele Banken, ihre Notkredite bei der Federal Reserve zu erhöhen. Der Stress im US-Bankensystem führt dazu, dass immer weniger Kredite vergeben werden und gleichzeitig die Rückstellungen für Kreditausfälle zunehmen. Die schnelle Lösung im Fall First Republic Bank nimmt Druck aus dem System.
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