Die nächste Phase des Handelskonflikts zwischen der EU und China steht bevor. Die EU-Kommission hatte hohe vorläufige Strafzölle auf E-Autos aus China angedroht. Ob Hersteller die Zölle von bis zu 38,1 Prozent tatsächlich zahlen müssen, hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann. DER AKTIONÄR sprach mit Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut über die aktuelle Situation.
DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, wie ist ihre Reaktion auf die möglichen Zölle der EU auf chinesische E-Autos?
Ferdinand Dudenhöffer: Die EU-Entscheidung ist sehr ungewöhnlich und willkürlich. So etwas wird bei WHO-Klagen keinen Bestand haben. Die ganze Zollgeschichte ist eher eine Soap mit Frau von der Leyen, dem französischen (Noch)-Präsidenten Macron und einer Verwaltung in Brüssel, die sehr weit weg von der Realität der Industrie und Menschen in Europa ist. Ohne Begründung unterschiedliche Zollsätze für unterschiedliche Unternehmen. Das ist schon mutig - besser übermütig. Die Strafzölle bestrafen die deutsche und europäische Industrie und Verbraucher und schaden dem Kampf gegen Klimawandel.
DA: Wie wird die Regierung in China darauf reagieren? Derzeit stehen Zölle auf Autos mit Verbrennungsmotor im Raum. Mit welchen Konsequenzen für die deutschen Hersteller?
FD: Natürlich werden die Chinesen reagieren. Aber da Macron wohl weniger von Bedeutung sein wird, da Frau von der Leyen als oberstes Ziel ihre Wiederwahl hat, werden die seltsamen Zollsätze keinen Bestand haben. Nach meiner Einschätzung wird am 4. Juli – da ist die EU-Präsidentin gewählt – weißer Rauch aufsteigen. In starken Worten wird man vor die Kameras treten und der Öffentlichkeit sagen, dass man die Chinesen in die Knie gezwungen hat und deshalb keine Zölle kommen.
DA: Gibt es an sich nur Verlierer in dieser Zolldebatte oder sehen sie auch Gewinner?
FD: Der einzige Schein-Gewinner wäre wohl Donald Trump und die USA in ihrem Handelskrieg gegen China. Die Welt zu spalten bedeutet für alle zu verlieren und Europa wird der größte Verlierer sein.
Bleibt abzuwarten, wie die chinesische Regierung auf die EU-Zölle reagieren werden. Im Raum stehen 25 Prozent Einfuhrzölle auf Autos mit Verbrennungsmotor. In den Kursen der deutschen Automobil-Hersteller sollte die aktuelle Datenlage bereits eingepreist sein. Die Aktie von Mercedes-Benz hat seit dem Hoch 16,5 Prozent verloren. Hervorzuheben ist die hohe Dividendenrendite sowie das Aktienrückkaufprogramm. Mutige Anleger wagen eine Position.