Die größte Automesse der Welt in Shanghai hatte durchaus die eine oder andere Überraschung parat. Nicht unbedingt zu erwarten war, dass viele Experten die deutschen Hersteller mit Lob überhäufen würden. Aber auch die chinesischen Herausforderer Nio oder Xpeng konnten mit ihren innovativen Elektroautos weitere Pluspunkte bei Anlegern und Analysten sammeln.
"Sie sind schneller, entschlossener", sagte der deutsche Unternehmensberater Peter Hage von der in Peking ansässigen Districom Group über die E-Mobility-Pläne deutschen Automobil-Hersteller. "Da ist viel Substanz - und damit auch mehr Wahrnehmung", sagte der langjährige Branchenkenner. "Geschwindigkeit wird immer wichtiger, aber die deutschen Marken haben ein unglaublich starkes Fundament und eine Historie, worauf sie aufbauen können."
"Geschwindigkeit wird immer wichtiger, aber die deutschen Marken haben ein unglaublich starkes Fundament und eine Historie, worauf sie aufbauen können."
Dennoch: Die chinesischen Hersteller sind aus Sicht von Districom-Gründer Hage eine "ernste Konkurrenz". "Insgesamt wächst von unten ein Bestreben, in den Premiummarkt vorzudringen."
„Bereits die verschiedenen Ankündigungen und Modelle lassen erkennen, dass China auch in der Autoindustrie Technologieführerschaft anstrebt. Auch das ist ein klares Zeichen, das die Shanghai Automesse aussendet. Es ist nicht nur die größte Messe der Welt, sondern auch die Messe mit den meisten Software-Innovationen in der Autoindustrie“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.
Jia Xinguang, Direktor der Vereinigung der chinesischen Autohändler hob ganz besonders den Volkswagen -Konzern hervor, der mit seinen Plattformen die Massenproduktion standardisiert habe.
Auch Dudenhöffer verteilt Lob. „Nach meiner Wahrnehmung haben Mercedes und der VW-Konzern einen guten Eindruck gemacht. VW dürfte mit seiner ID-Flotte, dem Porsche Taycan und dem neuen Audi etron Q4 den Nerv getroffen haben.“, sagt der Auto-Experte gegenüber dem AKTIONÄR.
„Ich fand auch die Mercedes Darstellung sehr überzeugend. Die Marke hat in China noch viel Potential“, ergänzt Dudenhöffer.
Aber auch für die chinesischen Hersteller vergibt Dudenhöffer gute Noten.
„Nio, ist sehr spannend. Li-Auto, XPeng, aber auch der Great Wall-Konzern mir seiner Batterietochter sVolt, die einen IPO plant, sind wichtig. Bei Geely wächst die Markenvielfalt zu schnell. Darunter könnte das Profil der einzeln Marken leiden. Spannend bleiben Great Wall und Hongqi, die Premiummarke von FAW. Hongqi ist derzeit die einzige chinesische Marke im Premiumsegment mit guten Verkaufszahlen, deutlich besser als Jaguar, Landrover, Porsche, Volvo und das will schon was heißen“, so der Auto-Experte.
Daimler liegt gut in der Spur. Der Aufwärtstrend der Aktie ist intakt. Nach einer kurzen Atempause hat das Papier wieder nach oben gedreht. Nächster Halt: 80 Euro.
Volkswagen legt dagegen eine Verschnaufpause ein. Mittlerweile liegt der VW-Kurs schon einige Tage unter der 21-Tage-Linie. Anleger sollten sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Zwischen 220 Euro und 218,50 Euro finden sich mehrere horizontale Unterstützungslinien. Auf diesem Niveau sollte sich der Kurs einpendeln, um nach der Konsolidierung wieder nach oben zu drehen.
Nio und Xpeng sind überaus spannend. Beide punkten mit neuen Modellen, starkem Wachstum sowie innovativen Lösungen im Bereich autonomes Fahren. Auf der anderen Seite sind sowohl Nio als auch Xpeng sportlich bewertet. Sollte das Momentum allerdings wieder zurückkehren, sind beide Titel ein Kauf, wenngleich Nio aufgrund seiner Positionierung im Premium-Segment etwas die Nase vorne hat.
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