Jetzt steht es fest. Das vor Monaten ins Schwanken geratene Immobilienunternehmen Evergrande wird liquidiert. Das teilte am Montagmorgen ein Hongkonger Gericht mit. Die Evergrande-Aktie reagierte mit einem Kurssturz von 20 Prozent, wohingegen sich der breite chinesische Aktienmarkt stabil präsentierte.
Rund 333 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten hatte Evergrande angehäuft und ist damit das prominenteste Beispiel der chinesischen Immobilienkrise. Neben den langwierigen Corona-Lockdowns führte sie zu einem langsameren Wirtschaftswachstum und einer Vielzahl von Zahlungsausfällen, was auch die Aktienmärkte nach unten riss.
Obwohl die Gerichte in Hongkong seit Beginn der Krise im Jahr 2021 mindestens drei Abwicklungsbeschlüsse für andere chinesische Immobilienentwickler erlassen haben, kommt in Sachen Komplexität, Vermögensgröße und der Anzahl der Interessenvertreter niemand an Evergrande heran.
Die Insolvenzverfahren in Hongkong werden in China nur begrenzt anerkannt. Das lässt die Frage offen, wie die Anleihegläubiger behandelt werden, deren offene Ansprüche rund 17 Milliarden Dollar betragen.
Die meisten Evergrande-Anleihen wurden laut von Bloomberg zusammengestellten Daten am letzten Freitag bei etwa 1,5 Cent pro Dollar gehandelt, was darauf hinweist, dass die Investoren wenig Erwartungen an eine Rückzahlung haben.
Während die Evergrande-Aktie aufgrund der News rund 20 Prozent verlor und auf umgerechnet zwei Dollar-Cent abrutschte, verzeichnete der chinesische Leitindex FTSE China A50 nur ein leichtes Minus von 0,5 Prozent. Der technologielastige Hang Seng gewann sogar rund ein halbes Prozent hinzu.
Die Situation an den chinesischen Aktienmärkten bleibt trotz der jüngsten Liquiditätsmaßnahmen angespannt. Es ist derzeit noch nicht ersichtlich, welche Auswirkungen die Liquidierung von Evergrande nach sich ziehen wird. Anleger sollten nur die Papiere chinesischer Unternehmen kaufen, die am Markt eine Sonderrolle einnehmen. Die Favoriten des AKTIONÄR sind BYD und Alibaba.