Der Münchener Aurelius-Konzern meldete heute den erfolgreichen Abschluss des Secop-Verkaufs und damit des zweitgrößten Beteiligungsverkaufs nach Getronics überhaupt in der Unternehmensgeschichte. Was mit dem Erlös passiert und warum sich die Aktionäre erneut auf eine saftige Dividende einstellen können, erläutern Aurelius-Chef Dirk Markus und der Finanzchef Steffen Schiefer.
Herr Dr. Markus, AURELIUS ist mit dem Verkauf der Getronics-Gruppe der größte Exit der Unternehmensgeschichte gelungen. Was ist neben der Größe das Besondere an diesem Deal?
Dirk Markus: Das erzielte Cash-Multiple von 18,5x. Aus einem investierten Euro wurden damit in nur 5 Jahren 18,50 Euro. Der Verkaufserlös liegt bei 220 Mio. Euro. Wir haben die Getronics-Gruppe durch Neupositionierung, organisches Wachstum und sinnvolle Add-on-Akquisitionen zu einem sehr profitablen Dienstleister im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie entwickelt. Damit haben wir bewiesen, dass wir auch bei großen Töchtern unser historisches Cash-Multiple von 9 sogar übertreffen können.
Sie haben es bereits angesprochen, die frühere KPN-Tochter Getronics gehörte rund fünf Jahre zum AURELIUS-Konzern. Was hat sich in dieser Zeit beim IT-Service-Spezialist getan und welchen Einfluss hatte AURELIUS auf die strategische Neuausrichtung?
Dirk Markus: Die strategische Neuausrichtung war unsere Kernaufgabe. Wir haben die Wachstumschancen in diesem vernachlässigten Randbereich eines Großkonzerns erkannt. Unsere Task Force hat die entscheidenden Maßnahmen dann im Rahmen einer nachhaltigen Expansionsstrategie umgesetzt. Neben deutlichen Kostensenkungen wurde das Produktportfolio zukunftsfähig ausgerichtet und eine internationale Allianz mit starken Partnern wiederbelebt. Ein wichtiger Pfeiler des Erfolgs waren dabei auch die fünf gelungenen Add-on-Akquisitionen.
Sie sprechen von fünf strategischen Add-on-Akquisitionen in der Getronics-Gruppe. Welchen Anteil hatten diese am jetzt erzielten Verkaufserfolg?
Dirk Markus: Einen erheblichen Anteil. Wir mussten zunächst das Produktportfolio straffen und veraltete Workspace-Services aussortieren. Durch die Akquisitionen konnten wir dann Applikationen und vor allem Cloud-basierte Dienstleistungen mit höheren Margen ausweiten. Dabei haben wir auch darauf geachtet, geografisch optimal aufgestellt zu sein. Unser Ziel war lokale Nähe bei gleichzeitig globaler Reichweite. Durch die Akquisitionen bietet die Getronics Gruppe heute neben standardisierten Serviceangeboten mit hoher Profitabilität eine Vielzahl an industriespezifischen Lösungen für international agierende Unternehmen.
Herr Schiefer, als CFO dürften Sie sich besonders über den Verkaufspreis von 220 Mio. Euro freuen. Wird AURELIUS auch bei diesem Exit seine Aktionäre in Form einer attraktiven Partizipationsdividende teilhaben lassen?
Steffen Schiefer: Wir werden weiterhin unsere nachhaltige und aktionärsfreundliche Dividendenpolitik verfolgen und wie bisher rund 50 Prozent unserer Gewinne aus Unternehmensverkäufen als Partizipationsdividende ausschütten. Dazu werden alle Erlöse aus Transaktionen zwischen zwei Hauptversammlungen „angesammelt“. Wir haben hier also noch weitere 11 Monate Zeit. Für das Geschäftsjahr 2016 haben wir 4,00 Euro je Aktie ausgeschüttet und die Schätzungen der Analysten für die nächste Dividende liegen – gerade auch auf Grund des erfolgreichen Getronics Exits - bereits jetzt höher. Dies zeigt, dass AURELIUS auch weiterhin als attraktiver Dividendenwert angesehen wird.
Wie ist es generell aktuell um die finanzielle Situation des AURELIUS Konzerns bestellt? Haben Sie genügend liquide Mittel, um sowohl die umfangreichen Aktienrückkaufprogramme als auch die weitere Expansion zu stemmen?
Steffen Schiefer: Allein der Verkauf der Getronics Gruppe erhöht unser Polster an liquiden Mitteln um EUR 200 Mio. Zusätzlich haben wir weitere Erlöse durch den Exit von SECOP und auch aus dem operativen Geschäft zu verbuchen. Auf der Ausgabenseite stehen in 2017 bisher fünf Unternehmenserwerbe inklusive zwei Add-on-Akquisitionen zu Buche. Wir rechnen mit ca. vier weiteren bis zum Jahresende. Insgesamt sind die Aufwendungen für Zukäufe überschaubar, da unser Geschäftsmodell auf Grund der Sondersituationen der Zielunternehmen geringe Kaufpreise selbst bei Unternehmen mit hohen Umsätzen vorsieht. Unseren Zielen steht somit nichts im Wege.
Die erste Mittelverwendung war die Übernahme von Silvan, einer Do-It-Yourself-Einzelhandelskette in Dänemark. Silvan ist eine typische Konzernabspaltung aus der dänischen Stark Group. Was ist für Sie das Spannende an diesem Deal?
Dirk Markus: „Do it yourself“ ist voll im Trend. Die dänischen Einzelhandelskette Silvan ist spezialisiert auf den wachsenden Sektor Heimwerkerbedarf und dort einer der Größten in Nordeuropa. Wir werden 42 Märkte sowie die Onlineaktivitäten von der dänischen Stark Group A/S übernehmen. Die Marke Silvan besitzt eine große Bekanntheit und ist vor allem in Dänemark sehr positiv belegt. Die komplexe Carve-out-Situation, die Wachstumschancen sowie der vereinbarte Kaufpreis machen Silvan zu einem klassischen AURELIUS Projekt.
Wie läuft so ein Carve-out typischerweise ab? Wie lange dauert es erfahrungsgemäß, bis so eine Beteiligung vollständig aus dem früheren Konzernverbund herausgelöst ist und eigenständig agieren kann?
Dirk Markus: Dabei handelt es sich um eine Vielzahl sehr komplexer Vorgänge. Sämtliche betriebswirtschaftlichen Funktionen müssen voneinander getrennt werden, ohne den Geschäftsbetrieb zu stören. Gerade darin liegt ein großer Teil des zukünftigen wirtschaftlichen Potenzials. Um diese Prozesse schnell und erfolgreich zu steuern, bedarf es großer Erfahrung. Mit über 70 Unternehmensübernahmen seiner 80 Mann starken operativen Task Force ist AURELIUS dafür die Nummer 1 in Europa.
Herr Schiefer, blicken wir auf die Prognose für das laufende Geschäftsjahr: Welchen Einfluss hat der Getronics-Exit auf das erwartete operative Ergebnis im Gesamtjahr 2017?
Steffen Schiefer: Der positive Ergebnisbeitrag aus dem Verkauf von Getronics beträgt rund 160 Mio. Euro. Wir haben daher unsere Prognose für den Gesamtkonzern auf ein EBITDA von über 650 Mio. Euro für 2017 angehoben. Damit steht AURELIUS vor dem mit Abstand erfolgreichsten Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte – sowohl auf der Ergebnisseite als auch auf der Umsatzseite, auf der wir rund 4 Mrd. Euro erzielen werden.
Herr Dr. Markus, AURELIUS blickt auf eine turbulente erste Jahreshälfte zurück. Welche Erwartungen haben Sie an das zweite Halbjahr?
Dirk Markus: Das zweite Halbjahr wird von weiteren Käufen und Verkäufen geprägt sein. Derzeit befinden wir uns mit einer Vielzahl an Unternehmen in fortgeschrittenen Gesprächen. Die wirtschaftlich stabilen Rahmenbedingungen sollten unseren Töchtern weiter Rückenwind verleihen. Unser Ziel bleibt eine erneute Anhebung von Basis- und und Partizipationsdividende aufgrund des erwarteten Rekordergebnisses.
Herr Dr. Markus, Herr Schiefer, vielen Dank für das Interview.
10 Prozent Dividende zu erwarten
Angesichts der großen Verkäufe von Secop und Getronics ist für 2017 inklusive Sonderausschüttung mit einer stattlichen Rendite von rund fünf Euro je Aktie zu rechnen, was einer Dividendenrendite von rund zehn Prozent entspricht. Die Aktie bleibt attraktiv, mehr dazu hier.