Im Rechtsstreit zwischen Apple und dem Spieleentwickler Epic Games um Zugang und Gebühren im App Store des Tech-Konzerns hat Richterin Yvonne Gonzalez Rogers am Montag die Beweisaufnahme abgeschlossen. Bis zu einer Entscheidung dürften allerdings noch Wochen vergehen.
Gut drei Wochen lang haben sich die Anwälte von Apple und Epic vor einem kalifornischen Bezirksgericht einen regelrechten Schlagabtausch geliefert. Im Kern geht es vor allem um eine Frage: Ist Apple der fleißige Innovator, der heute die Früchte für den rechtzeitigen Aufbau seines App-Geschäfts erntet und dabei die Sicherheit der Nutzer als oberstes Ziel verfolgt – wie das Unternehmen sich selbst präsentiert? Oder ein gieriger Monopolist, der Konkurrenz und Innovation klein und die Preise hoch hält, wie Epic das Verhalten des Tech-Riesen beschreibt.
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hatte die Richterin die Vertreter beider Seiten hart in die Mangel genommen – darunter auch die Apple-Chef Tim Cook und Epic-CEO Tim Sweeney. Sie ließ aber auch Verständnis für einzelne Argumente beider Seiten durchblicken.
Die Gewinne, die Apple im App-Store-Geschäft mit den Spieleentwicklern vereinnahmt, erschienen „unverhältnismäßig“, sagte Gonzalez Rogers in der Vorwoche. Ihr sei aber auch bewusst, dass eine gerichtlich erzwungene Öffnung des iPhones für externe App Stores – wie sie Epic vorschwebt – das Geschäftsmodell des Tech-Konzerns grundlegend verändern würde.
Die Richterin gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass „Gerichte keine Unternehmen führen“ und Epic entsprechende Vorschläge nicht aus reiner Gutherzigkeit mache, sondern dabei auch eigene wirtschaftliche Interessen verfolge.
Grundsatz-Entscheidung wohl erst in einigen Wochen
Für beide Unternehmen steht also jede Menge auf dem Spiel – vor allem viel Geld. Daher dürfte eine Entscheidung erst in einigen Wochen und nach gründlicher Abwägung sämtlicher Fakten fallen. Laut CNN will sich die Richterin bis Mitte August zur Sache äußern. Angesichts tausender Seiten an Aussagen und Gutachten sowie dem Grundsatzcharakter des Kartellrechtsverfahrens könnte eine Entscheidung aber auch länger auf sich warten lassen.
Die Apple-Investoren scheinen dem Urteil gelassen entgegenzusehen. Die Aktie ist am Montag rund eineinhalb Prozent höher aus dem US-Handel gegangen und hat nachbörslich weitere 0,6 Prozent zugelegt. DER AKTIONÄR bleibt auch mittel- und langfristig optimistisch und bestätigt die Kaufempfehlung für die Aktie.
Hinweis auf Interessenkonflikt:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Apple.