In seiner Rede beim Web Summit im portugiesischen Lissabon hat sich Apples Software-Chef Craig Federighi am Mittwoch klar gegen den geplanten Digital Markets Act der Europäischen Union ausgesprochen. Die darin vorgesehenen Gesetzesänderungen würden die Sicherheit auf iPhones gefährden und das Geschäft mit Schadsoftware florieren lassen.
Um die Marktmacht von US-Tech-Riesen wie Apple, Google und Facebook-Mutter Meta zu brechen, sieht der Gesetzentwurf der EU-Kommission unter anderem die Öffnung der Plattformen für Konkurrenten vor. So sollen die Nutzer von iPhones ihre Apps künftig nicht mehr ausschließlich aus dem offiziellen App-Store von Apple, sondern von unterschiedlichen Portalen im Internet laden können.
Dieses sogenannte Sideloading stößt bei Apple jedoch auf großen Widerstand. „Der europäische Gesetzgeber war der Zeit oft voraus. Aber Sideloading auf dem iPhone zu verlangen, wäre ein Rückschritt“, warnte Federighi. „Anstatt Wahlfreiheit für die Nutzer zu schaffen, könnte es eine Büchse der Pandora mit ungeprüfter Malware und Software öffnen.“
Alleine durch die Möglichkeit, externe Software ungeprüft zu laden, könnten Nutzer durch Zwang oder Tricks dazu gebracht werden, Schadsoftware zu installieren. Er verweist auf entsprechende Erfahrungen mit dem Android-Betriebssystem von Google, wo Sideloading möglich sei.
Gefahr für das gesamte Netzwerk
Doch die Warnung des Software-Chefs geht noch weiter: „Bereits ein befallenes Gerät, einschließlich eines Mobiltelefons, kann eine Gefahr für das gesamte Netzwerk darstellen. Schadprogramme in extern geladenen Apps können Regierungssysteme, Unternehmen, Öffentliche Einrichtungen und so weiter gefährden.“
Das Argument der Wahlfreiheit für die Nutzer will er dabei gar nicht in Abrede stellen. Er gibt aber zu bedenken, dass Smartphone-Käufer schon heute die Wahl hätte, ob sie ein iPhone mit den entsprechend strikten App-Store-Regeln kaufen oder ein Android-Smartphone, wo das Sideloading von Apps möglich ist.
Es geht (auch) um viel Geld
Abgesehen von Sicherheitsbedenken geht es für Apple natürlich auch um viel Geld. In einem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC aus dem letzten Monat wird der Digital Markets Act der EU explizit als potenzieller Risikofaktor genannt, der – sofern er in Kraft tritt – die Bilanz des Unternehmens beeinträchtigen könnte.
Federighi ging bei seiner Rede am Mittwoch nicht auf mögliche finanzielle Folgen des EU-Gesetzes ein. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet aber von Analystenschätzungen, wonach Apple mit App Store rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr verdient. Ein Teil davon könnte den neuen EU-Regeln zum Opfer fallen.
Regulierung bleibt ein großes Thema
Die Frage nach der Regulierung des App Stores wird Apple noch lange beschäftigen. Im Rechtsstreit mit dem Spieleentwickler Epic Games hat ein US-Gericht den Tech-Riesen zwar dazu verdonnert, externe Zahlungskanäle zu akzeptieren. Der Vorwurf, dass Apple mit dem App Store seine Monopolstellung ausnutze, wurde jedoch nicht bestätigt. Ob die EU dieser Einschätzung folgt, wird sich erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Und auch gegen das US-Urteil wurde Berufung eingelegt.
Fakt ist: Apple ist Regulierungsrisiken ausgesetzt, die den Aktienkurs kurzfristig belasten können. Das ist jedoch nichts Neues und hat den langfristigen Kursanstieg der vergangenen Jahre nicht nachhaltig gebremst. Mit Blick auf die starke operative Entwicklung bleibt DER AKTIONÄR daher klar bullish für Apple.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.