Zum Start der diesjährigen Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple zu Wochenbeginn zahlreiche neue Produkt- und Serviceangebote vorgestellt – darunter auch eine Ratenzahlungsoption für Einkäufe mittels Apple Pay. Das ist nicht der erste Vorstoß des Tech-Konzerns in den Fintech-Bereich – doch es gibt eine Besonderheit.
Mit der neuen Bezahloption „Apple Pay Later“ können Nutzer in den USA ihre Käufe über Apple Pay künftig in vier gleich große Raten auf sechs Wochen aufteilen, ohne dass Zinsen oder anderweitige Gebühren anfallen, kündigte das Unternehmen zu Wochenbeginn an. Damit springt Apple auf Payment-Trend „Buy now, pay later“ (BNPL) auf und tritt in direkte Konkurrenz zu Fintechs wie Klarna, Affirm, Paypal oder Block.
Diesmal ohne externe Partner
Apple gewährt den Nutzern damit faktisch einen zeitlich eng begrenzten Kredit und baut den Funktionsumfang seiner Wallet-App sowie das Service-Angebot im Finanzbereich weiter aus. Im Gegensatz zu früheren Fintech-Funktionen verzichtet der Konzern diesmal jedoch auf externe Banken und Finanzdienstleister als Partner.
Laut einem Bloomberg-Bericht kümmert sich ein hundertprozentiges Tochterunternehmen, die Apple Financing LLC, um das Kreditangebot – einschließlich Bonitätsprüfung, Kreditvergabe und Risikomanagement. Es sei damit das erste Mal, dass Apple selbst die Schlüsselaufgaben bei einem seiner Finanzprodukte erbringt.
Die US-Bank Goldman Sachs, mit der Apple bei der Kreditkarte „Apple Card“ kooperiert, soll bei der Abwicklung der Apple-Pay-Zahlungen über das Mastercard-Netzwerk nur eine untergeordnete Rolle als technischer Dienstleister spielen. An der Entscheidung über und der Vergabe von Krediten sei das Institut nicht beteiligt.
Mehr Kontrolle über eigene Dienste
Für Bloomberg-Experte Mark Gurman wäre das nur folgerichtig, denn mit der Initiative „Breakout“ arbeite Apple hinter den Kulissen schon seit Monaten daran, weitere Teile des Fintech-Angebots unter die eigene Kontrolle zu bringen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit Finanzdienstleistungen kann Apple die Nutzer noch enger in das stetig wachsende Produkt- und Service-Ökosystem einbinden und überdies wertvolle Einblicke in das Konsumverhalten gewinnen.
So gesehen erscheint es wenig überraschend, dass das Angebot im Finanzbereich künftig weiter wachsen soll. Im Gespräch sei etwa auch ein langfristiges BNPL-Programm namens „Apple Pay Monthly Installments“, bei dem die Nutzer auch größere Kredite mit individuellen Laufzeiten und Zinsen beziehen können. Dabei arbeite man allerdings wieder mit Goldman Sachs zusammen, berichtet Bloomberg. Denn eine eine Bank-Lizenz hat Apple (noch) nicht.
In der rasant wachsenden Service-Sparte ist das Fintech-Geschäft zweifelsohne eins der spannendsten und zukunftsträchtigsten Bereiche für Apple. Perspektivisch bietet er dem Konzern eine weitere Möglichkeit, um den üppigen Cash-Flow und den Barbestand von zuletzt rund 200 Milliarden Dollar gewinnbringend einzusetzen.
Im durchwachsenen Gesamtmarkt liefert das der Apple-Aktie zunächst keine nennenswerten Impulse. Die Argumente für Apple als langfristiges Basis-Investment gelten aber unverändert.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.