Schon seit Jahren erzielen die Manager des weltweit größten Staatsfonds beständig hohe Renditen und lassen den DAX und viele andere Indizes dieser Welt alt aussehen. Dabei ist das Erfolgsrezept des Norwegischen Staatsfonds eigentlich relativ einfach. Anleger können sich ohne größeren Aufwand daran orientieren.
Erst kürzlich hat er wieder einmal für kräftige Kursausschläge gesorgt. Nachdem bekannt wurde, dass sich der norwegische Staatsfonds von einigen seiner Beteiligungen an diversen Ölproduzenten getrennt hat, ging es mit nahezu sämtlichen Energie-Titeln deutlich bergab – und zwar weitgehend unabhängig davon, ob die jeweilige Aktie eigentlich direkt betroffen war oder nicht. Doch der weltgrößte Staatsfonds hat einfach eine so enorme Macht, dass die Markteilnehmer bei derartigen Meldungen rasch richtig nervös werden. Verständlich: Schließlich betrug das Fondsvolumen Ende des Jahres 2018 satte 8,3 Billionen Norwegische Kronen (umgerechnet etwa 830 Milliarden Euro). Rein rechnerisch gehören damit jedem der 5,3 Millionen Norweger aktuell mehr als 155.000 Euro.
Voll auf Aktien ...
Der Fonds, der Norwegen für eine Zeit, in der das Öl des Landes zur Neige geht, rüsten soll, ist aktuell zu knapp zwei Drittel in Aktien investiert. Damit bewegt man sich nahe am gesetzlich festgelegten maximalen Aktienanteil von 70,0 Prozent. 30 Prozent der Gelder stecken in Anleihen und ähnlichen Wertpapieren, rund drei Prozent in Immobilien.
Doch es ist längst nicht allein die schiere Größe, der den „Statens Pensjonsfond“ so besonders macht. Es ist vor allem auch das sehr gute Gespür der Fondsmanager. So erzielte der Fonds, der erst seit dem Jahre 1998 auch in Aktien investiert, seither regelmäßig eine höhere durchschnittliche Rendite als der DAX. Seit Bestehen wurde eine jährliche Kurs-Performance von rund sechs Prozent erwirtschaftet. Nach Abzug sämtlicher Kosten sowie der Inflation verblieben immer noch stattliche 4,1 Prozent pro Jahr – bei einer wohlgemerkt eher risikoscheuen Anlagepolitik. Untersagt ist den Fondsmanagern indes der Kauf von Waffenherstellern oder Firmen, die gegen Menschen- und Arbeitnehmerrechte verstoßen.
Ein gutes Gespür
In den letzten Jahren haben die Verantwortlichen für das Vermögen „aller Norweger“ immer wieder strategisch kluge Entscheidungen getroffen. So trennte sich der Fonds beispielsweise rechtzeitig vor dem langwierigen Konzernumbau bei Lanxess von den Anteilen des Spezialchemiekonzerns. Seit 2016 ist man hier wieder stärker investiert und hat trotz des volkswirtschaftlich sehr schwierigen Umfelds bisher einen guten Schnitt gemacht.
Ebenfalls bemerkenswert: Trotz der Tatsache, dass die Fondsmanager das Kapital eher konservativ angelegt haben, wurden dennoch kaum Trends verschlafen. Dies zeigt sich daran, dass etwa die GAFAM-Aktien Alphabet, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft bereits seit Jahren zu den wichtigsten Investments gehören.
Ein Trend, den die Vermögensverwalter jedoch nur eingeschränkt spielen konnten, ist etwa Wasserstoff. Denn da beispielsweise die Heimatbörse der beiden Highflyer Nel und Hexagon Oslo ist, darf der Fonds hier nicht investieren.
Starkes Timing bei Linde, Symrise & Co
Immerhin können die Norweger die Wasserstoff-Karte teilweise auch mit anderen Investments spielen. So ist der Gasespezialist Linde – immerhin mit einigen Projekten im Wasserstoffsektor aktiv –, aktuell die größte Beteiligung des Fonds in Deutschland. Dies hängt mit dem starken Kursverlauf zusammen, aber natürlich auch damit, dass die Norweger bereits vor der Fusion bereits am Linde-Partner Praxair beteiligt waren.
Ebenfalls erfreulich entwickelte sich in den vergangenen Jahren das Aktienpaket am Immobilien-Riesen Vonovia. An diesem DAX-Konzern ist der Staatsfonds – eigentlich eher untypisch – mit stattlichen 7,7 Prozent beteiligt und ist damit sogar der größte Aktionär.
Auch im Nebenwertesektor hat der norwegische Staatsfonds clever investiert. So ist derzeit Symrise die größte Beteiligung der Norweger außerhalb des deutschen Leitindex. Und der Spezialist für Geschmacks- und Duftstoffe hat das Vertrauen mehr als gerechtfertigt. Trotz der nach wie vor ambitionierten Bewertung präsentieren sich die Anteilscheine seit Jahren in beständig guter Verfassung.
Man muss das Rad nicht neu erfinden!
Eine der wichtigsten Erkenntnisse beim Blick auf das Portfolio der Norweger ist: Setzen Sie auf bewährte Aktien! Es muss nicht immer der absolute Geheimtipp sein, mit dem man langfristig erfolgreich ist. Natürlich punktet man im Gespräch mit Freunden oder Arbeitskollegen eher mit einem Goldexplorer im Dschungel Papua-Neuguineas (der dann aber nie Gold fördern kann) oder dem Entwickler einer vermeintlich revolutionären Technologie (die aber letztlich doch ein Rohrkrepierer wird), eine gute Performance erzielt man mit diesen Aktien aber oftmals nicht. Um wie der norwegische Staatsfonds langfristig mit möglichst wenig Risiko nachhaltige Renditen zu erzielen, muss das Rad also nicht neu erfunden werden.
Die Konzentration auf seit Jahren erfolgreiche Blue Chips und Durchhaltevermögen sind – für Fondsmanager genauso wie für Privatanleger – meist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.
Dieser Artikel war Teil der Print-Ausgabe 42/2019 des AKTIONÄR.