Mit der Tragikomödie „Coda“ ist Apple gelungen, was Netflix, Amazon und anderen Streamingdiensten seit Jahren verwehrt blieb: Ein Oskar in der Top-Kategorie „Bester Film“. An der Börse wird die Freude über die Auszeichnung am Montag allerdings von einer anderen Meldung überschattet: Die Inflation erreicht den Tech-Riesen.
Wie Nikkei Asia unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, wird Apple die Produktion einiger Produkte im kommenden Quartal deutlich zurückfahren. Vom erst Anfang März neu aufgelegten iPhone SE sollen demnach 20 Prozent weniger produziert werden. In absoluten Zahlen entspreche das rund zwei bis drei Millionen weniger Geräten als ursprünglich geplant.
Von den Bluetooth-Kopfhörern AirPods – die mit 76,8 Millionen verkauften Paaren im vergangenen Jahr ein echter Kassenschlager gewesen sein sollen – will Apple im laufenden Jahr laut dem Bericht sogar 10 Millionen weniger herstellen als bisher geplant. Hier gehe es dem Konzern auch darum, Lagerbestände abzubauen.
Inflationsangst erreicht auch Apple
Hauptgrund für die kolportierten Produktionskürzungen sei die Erwartung einer nachlassenden Nachfrage als Folge des Kriegs in der Ukraine. Dass Apple als Reaktion auf die Invasion die Verkäufe in Russland gestoppt hat, dürfte dabei noch das kleinere Problem sein. Nach Daten der Marktforscher von IDC verkauft Apple in Russland rund fünf Millionen iPhones pro Jahr und belegt damit Rang 3 der beliebtesten Smartphone-Hersteller in dem Land.
Schwerer auf der Nachfrage dürften jedoch die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs wiegen: Die Preise für Öl, Gas und weitere Rohstoffe sind zuletzt regelrecht explodiert und dürften die ohnehin schon hohe Inflation weiter befeuern.
Gerade in Europa dürfte die Angst vor steigenden Kosten für die Dinge des täglichen Bedarfs die Nachfrage nach hochpreisigen Elektronikgeräten bremsen, so die Befürchtung. „Es ist verständlich, dass die Verbraucher ihr Geld zugunsten von Essen und Heizkosten sparen“, zitiert Nikkei den Manager eines Apple-Zulieferers.
Doch nicht nur in Europa zittert man vor den gesamtwirtschaftlichen Folgen des Kriegs. Der IWF hat seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft jüngst auf 4,4 Prozent gesenkt. In China rechnet man zwar mit 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum, doch auch das ist der niedrigste Wert seit 30 Jahren. In Verbindung mit „unangemessen hohen Lagerbeständen“ am globalen Smartphone-Markt rechnet Brady Wang von Counterpoint Research sogar mit einer Korrektur.
Apple selbst wollte den Bericht über Produktionskürzungen gegenüber Nikkei Asia nicht kommentieren.
Vor diesem Hintergrund tät der Konzern gut daran, die Produktion zurückzufahren, statt mit ohnehin knappen Ressourcen auf Halde zu produzieren. An der Börse kommen diese Aussichten am Montag trotzdem nicht gut an: Nach einer deutlichen Erholung mit zuletzt neun Gewinntagen in Folge zeichnet sich im vorbörslichen US-Handel ein rund zwei Prozent schwächerer Start ab.
Dessen ungeachtet ist DER AKTIONÄR aber nach wie vor von Apple und den langfristigen Wachstumsaussichten überzeugt. Die Aktie bleibt ein Basisinvestment.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.