Unter Tech-Konzernen ist ein regelrechter Wettstreit um die besten, schnellsten und zukunftsträchtigsten KI-Anwendungen entbrannt. Im Gegensatz zu Microsoft, Google und Co hält sich Apple dabei bislang jedoch vergleichsweise bedeckt. Das Thema steht beim Tech-Riesen aber sehr wohl weit oben auf der Agenda, wie CEO Tim Cook nun durchblicken ließ.
Auf Nachfrage von Credit-Suisse-Analystin Shannon Cross äußerte sich der Apple-Chef im Rahmen der Analystenkonferenz anlässlich der Q2-Zahlen in dieser Woche gewohnt differenziert zu den Ambitionen seines Unternehmens im Megamarkt rund um Künstliche Intelligenz.
„Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man überlegt und besonnen an dieses Thema herangeht“, stellt Cook gleich zu Beginn seiner Antwort klar. Es gebe schließlich noch eine Reihe von Fragen, die erst einmal geklärt werden müssen. Doch das Potenzial der Technologie sei „sicherlich sehr interessant“.
Apple habe über das gesamte Ökosystem hinweg bereits enorme Fortschritte bei der Integration von KI und maschinellem Lernen gemacht und diese seit vielen Jahren in die Produkte und deren Features eingebaut, so Cook weiter. Konkret verweist er etwa auf die Sturz- und Aufprallerkennung sowie die EKG-Funktion der Apple Watch. „Diese Dinge sind nicht nur großartige Features, sondern retten das Leben von Menschen.“ Das sei absolut bemerkenswert.
„Wir sehen KI also als etwas Großartiges an und werden sie auch weiterhin sehr sorgfältig in unsere Produkte einbauen“, kündigt der Apple-Chef an – natürlich ohne dabei konkreter auf zukünftige Produkte oder Funktionen einzugehen.
Probleme bei Siri oder normale Geheimniskrämerei?
Das Thema KI ist also auch bei Apple sehr präsent, wenngleich der Tech-Riese dabei bislang weniger offensiv zu Werke geht wie mancher Konkurrent. Zu den möglichen Gründen für die Zurückhaltung gehen die Meinungen der Branchenbeobachter auseinander. Einige wittern Probleme in der Sparte und verweisen auf einen entsprechenden Bericht des Branchendienstes The Information.
Dieser meldete Ende April, dass in den letzten Monaten drei wichtige Mitarbeiter aus Apples KI-Team das Unternehmen verlassen und ausgerechnet beim Rivalen Google angeheuert hätten. In dem Bericht, der sich auf Gespräche mit dutzenden ehemaligen Beschäftigten der KI- und Machine-Learning-Sparte stützt, ist die Rede von „organisatorischer Dysfunktion und mangelndem Ehrgeiz“.
Das wiederum beeinträchtige Apples Bemühungen um die Verbesserung des Sprachassistenten Siri und der zugehörigen Backend-Technologie. Die Folge: Siri wirkt inzwischen reichlich angestaubt – vor allem im direkten Vergleich mit ChatGPT und Co.
Andere verweisen indes darauf, dass sich der Konzern im Hinblick auf neue Features traditionell nicht gerne in die Karten schauen lässt. Oder wie es Cook selbst in einem Interview mit dem Magazin GQ kürzlich formulierte: „Geheimhaltung wird bei uns großgeschrieben. Wir behalten Dinge gerne für uns, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, darüber zu sprechen.“
Apple hat in der Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt, dass man nicht zwangsläufig der Erste sein muss, um später zu den Erfolgreichsten in einem neuen Marktsegment zu gehören. Anleger können daher gelassen bleiben und sich über den fast fünfprozentigen Kurssprung der Aktie als Reaktion auf die jüngste Zahlenvorlage freuen. Für den AKTIONÄR bleibt Apple ein Basisinvestment.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
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