Die Verantwortlichen für das spekulativ ausgerichtete Musterportfolio der Wirtschaftswoche verweisen auf einen Sprecher von Ferratum, der auch nicht wisse, warum der Aktienkurs abgesackt ist, nachdem das Unternehmen bekannt gegeben hat, mit einer Anleihe bis zu 50 Millionen Euro von Anlegern kassieren zu wollen. Das finnische Fintech-Unternehmen brauche das Geld, um Wachstum vor allem außerhalb Europas zu finanzieren. Denn Ferratum hat in Ländern wie Australien, Kanada oder Mexiko keine Banklizenz, kann also kein Geld von Kunden einnehmen. Um Kredite zu finanzieren, muss das Unternehmen sich am Kapitalmarkt refinanzieren.
Der Sprecher gibt eher dem US-Wettbewerber Lending Club die Schuld für den gesunkenen Aktienkurs von Ferratum, denn Lending Club liefert seit Wochen schlechte Nachrichten: Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden, unsaubere Kreditvergabepraktiken, Ausstieg des wichtigsten Investors, Verschiebung der Hauptversammlung. Ferratum müsse weiter gute Zahlen liefern und beweisen, dass das Geschäftsmodell profitabel sei. In Deutschland will Ferratum in diesem Jahr mehr Geld aus Einlagen von Kunden und zudem 40 Millionen Euro von Anlegern. Zudem möchte der Vorstand die Eigenkapitalquote von Ferratum von 53 auf rund 25 Prozent senken. Damit soll Wachstum im europäischen Kreditgeschäft finanziert werden. Die Verantwortlichen für das spekulativ ausgerichtete Musterportfolio der Wirtschaftswoche können keine Schwäche im Geschäft von Ferratum erkennen, welche die aktuellen Kursabschläge rechtfertigen würde. Sie halten die Aktie mit einem Stoppkurs bei 18 Euro.