Beim Prozessoren- und Grafikchip-Hersteller AMD kommen derzeit mehrere Dinge zusammen: Coronavirus, Lieferengpasse und möglicherweise ein zu enger Fokus. Infolgedessen verliert die Aktie von AMD nach einem längeren Aufwärtstrend über sieben Prozent. Eine noch größere Korrektur ist aufgrund der starken Kursanstiege in den letzten Monaten möglich.
Ende Januar gab es erste Anzeichen für eine nahende Korrektur der AMD-Aktie. Durch die momentane Coronavirus-Korrektur an den weltweiten Aktienmärkten verliert das AMD-Papier aktuell mit 7,1 Prozent deutlich und notiert bei 45,70 Euro. Dabei wurde erst vergangenen Mittwoch (19.02.) mit 54,98 Euro das 52-Wochen-Hoch erreicht (gut 16 Prozent über dem momentanen Kurs).
Wie bereits Konkurrent Nvidia leidet AMD an den Folgen des Coronavirus: Geschlossene oder nur teilweise ausgelastete Produktion, Lieferengpässe und anziehender Wettbewerb in den Bereichen Grafikverarbeitung, Cloud und Data Center. In letzteren beiden Aspekten könnte AMD auch durch seinen Fokus auf bereits vorhandene Prozessortechnik gegenüber den Wettbewerbern ins Hintertreffen geraten.
Dass zeitnah Lieferengpässe eintreten können, zeigt der aktuell starke Preisanstieg des Ryzen 5 3400G. Dieser kostete im November 2019 etwa 140 Euro, jetzt wird der Prozessor für rund 170 Euro angeboten. Für diesen Preis ist aktuell der deutlich leistungsstärkere Ryzen 5 3600 zu haben, allerdings ohne integrierte Grafikeinheit (angezeigt durch das fehlende G in der Bezeichnung).
Die AMD-Aktie verliert im Zuge der aktuellen Coronavirus-Korrekturen im Vergleich zu den direkten Konkurrenten Nvidia (Minus 4,7 Prozent) und Intel (Minus 2,8 Prozent) am meisten. Dennoch hat AMD dank der Semi-Custom-Chips für die neue Konsolen-Generation und der stärkeren Data-Center-Investitionen von großen chinesischen oder amerikanischen Konzernen genug in der Pipeline, um die Aktienkurse 2020 zukünftig wieder mit fundamentalen Erfolgen anzufeuern. Anleger bleiben investiert. Weitere Halbleiter-Empfehlungen des AKTIONÄR finden sie hier.