Es geht um ein 10-Milliarden-Dollar-Geschäft: Projekt Jedi, ein Pentagon-Auftrag für Cloud-Anbieter, der kommenden Monat vergeben werden soll. Mit Microsoft und Amazon sind nur noch zwei Kandidaten im Rennen. Amazon gilt als Favorit. Doch US-Präsident Donald Trump könnte die Auftragsvergabe zumindest verzögern.
Trump hat mehr Informationen über den Ablauf des Vergabeverfahrens verlangt, um zu entscheiden, ob er eingreift, berichtet Bloomberg. Laut Insidern sei Trump auf Schreiben von Republikanischen Kongressabgeordneten aufmerksam gemacht worden, in denen beklagt wurde, dass die Vergabebedingungen einige Unternehmen, darunter Oracle, vom Wettbewerb ausgeschlossen hätten.
Trump habe sich frustriert darüber gezeigt, dass er von den Bedenken nichts gewusst habe und seine Berater gebeten, ihm die Schreiben zu zeigen. Allerdings habe er nicht gesagt, dass er die Vergabe des Pentagon-Auftrags an Microsoft oder Amazon verhindern wolle.
Projekt Jedi (Joint Enterprise Defense Infrastructure) könnte dem Gewinner der Ausschreibung über die nächsten zehn Jahre nicht nur 10 Milliarden Dollar, sondern auch Folgeaufträge der US-Regierung einbringen.
Amazon konnte bereits einen CIA-Auftrag an Land ziehen.
Erfolglose Klage und Lobby-Arbeit
Vergangene Woche hatte US-Gericht eine Klage Oracles abgewiesen. Das Unternehmen witterte einen Interessenkonflikt, weil ein ehemaliger Amazon-Mitarbeiter (der inzwischen wieder bei Amazon arbeitet) während seiner Zeit beim Pentagon die Ausschreibungsbedingungen für Jedi zugunsten Amazons gestaltet haben soll.
Zu den Bedingungen gehört unter anderem, dass ein einzelnes Unternehmen den Auftrag komplett im Alleingang umsetzen muss. Viele Konzerne konnten da nicht mithalten.
Oracle werden gute Verbindungen ins Weiße Haus nachgesagt. Bereits im April 2018 soll Oracle-Vizepräsidentin Safra Catz sich bei einem Essen mit Trump über die aus Sicht ihres Unternehmens unfairen Ausschreibungsbedingungen beschwert haben. Zudem ist bekannt, dass Amazon-Chef Jeff Bezos und Donald Trump ein angespanntes Verhältnis haben.
Ex-Geheimdienstler involviert
Zwischen Oracle und Amazon wiederum soll zeitweise ein regelrechter Infokrieg entbrannt sein. Unter anderem berichtete „Die Welt“, ehemalige Geheimdienstmitarbeiter, teils mit Vergangenheit bei südafrikanischen Todesschwadronen, hätten eine Kampagne gegen Amazon und Bezos orchestriert. Dazu sollen auch die Spionage-Angriffe zählen, durch die Bezos Affäre bekannt wurde, die zur Scheidung von seiner Frau führte. Amazon reagierte mit Gegenaufklärung. Die Suche nach den Hintermännern führte auch nach Deutschland – zu Spezialisten, denen wiederum gute Verbindungen zu Oracle nachgesagt werden.
Auch Konzerne wie IBM und SAP haben erfolglos versucht, die einseitige Vergabe des Pentagon-Auftrags an Microsoft oder Amazon zu verhindern.
Nachdem Oracle vor Gericht abgeblitzt ist, wäre eine Einmischung Trumps wohl die letzte Möglichkeit, den Deal zwischen dem US-Verteidigungsministerium und einem der beiden Tech-Riesen zumindest zu verzögern.
DER AKTIONÄR meint: Es geht um viel – nicht nur für die Konzerne, sondern auch für die Regierung. Für Projekt Jedi gelten höchste Sicherheitsansprüche. Last-Minute-Kompromisse oder nachträgliche Änderungen an den Vergabebedingungen dürfte es daher eigentlich nicht geben. Letztendlich werden Amazon oder Microsoft das Geschäft machen. Beide Unternehmen sind laufende Empfehlungen des AKTIONÄR.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Amazon.