Volkswagen und der Tech-Riese Amazon stehen vor einer tiefgreifenden Partnerschaft bei Cloud-Diensten aus dem Internet. Ziel ist, die „Volkswagen Industrial Cloud“ aufzubauen, mit deren Hilfe Amazon die die Maschinen und Anlagen der 122 Werke weltweit des Autogiganten vernetzen könne. Ein Meilenstein für VW und Amazon.
Die Kooperation soll helfen, Abläufe und Prozesse in der Fertigung zu verbessern, um die Produktivität der Werke zu steigern. Der Autobauer kooperiert bei Cloud-Diensten auch mit Microsoft, um seine Autos voll zu vernetzen.
Unlängst hatte Volkswagen angekündigt, bis 2025 die Produktivität im gesamten Produktionsnetzwerk - außer China - um 30 Prozent steigern zu wollen. Konzernchef Herbert Diess hatte in der vergangenen Woche auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg gesagt, VW sei "im Wettbewerbsvergleich in unseren Fabriken und in der Verwaltung langsamer und weniger produktiv".
Volkswagen und der US-Konzern Amazon, der vor allem für seine Internet-Handelsplattform bekannt ist, beschlossen eine mehrjährige Entwicklungszusammenarbeit, wie Volkswagen bekanntgab. Langfristig solle auch die globale Lieferkette von Volkswagen mit über 30.000 Standorten von mehr als 1.500 Zulieferern und Partnern Teil der Cloud werden.
Nicht nur für VW ist der Deal wichtig, macht er doch die Produktionsabläufe schneller und unkomplizierter. Auch für Amazon ist der Coup Gold wert. Wird die Zusammenarbeit mit VW ein Erfolg, werden sich weitere bedeutende Industrieunternehmen dazu entschließen, die riesigen Vorteile der Cloud zu nutzen. Bislang haben das unter anderem Adidas, Korean Airlines oder Amgen getan. Neue Partnerschaften mit der Industrie werden das Wachstum von AWS (Amazon Web Services) weiter befeuern. 2018 erzielte AWS einen Umsatz von 25,7 Milliarden Dollar – ein Plus von knapp 50 Prozent. 2021 sind Erlöse von knapp 80 Milliarden Dollar drin.
Amazon ist zu günstig
„AWS' Vorsprung bei Konferenzteilnehmern, Kundenakzeptanz und Innovationstempo ist offensichtlich,“ lobt Brent Thill, Analyst bei Jefferies. Der Wert der Sparte Thills Meinung: 350 Milliarden Dollar. DER AKTIONÄR sieht den Wert bei 365 Milliarden.
Noch Luft
Nach Berechnungen des AKTIONÄR kommen Amazons bestehende Geschäfte auf einen Wert von 1.010 Milliarden Dollar. Addiert man dann noch die Geschäfte, bei denen Amazon vermutlich bald kräftig aufdrehen wird (Versicherung, Fintech, Healthcare), ergibt sich ein fairer Wert von mindestens 1.150 Milliarden Dollar. Macht ein Kurspotenzial von 33 Prozent. Die Aktie bleibt ein klarer Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX)