Die Q3-Zahlen von Alphabet wurden nicht gut aufgenommen. Insbesondere das mit sechs Prozent schwache Umsatzwachstum bei gleichzeitig um 13 Prozent gestiegenen Umsatzkosten und um 26 Prozent höheren operativen Kosten war den Anlegern ein Dorn im Auge. Auch der Hedgefonds „The Children’s Investment Fund (TCI)“ stört sich an der Kostenstruktur von Alphabet.
Laut dem Alphabet-Management hängen die deutlich gestiegenen Umsatzkosten insbesondere mit den anhaltenden Investitionen in den Datacenter-Ausbau sowie den höheren Hardware-Preisen, die Googles Cloud-Tochter zahlen muss, zusammen. Für den Anstieg der operativen Kosten seien dagegen in großen Teilen die weiter steigenden Personalkosten verantwortlich.
In einem Brief an Sundar Pichai hat der TCI-Gründer Christopher Hohn, der Alphabet-Aktien im Wert von über sechs Milliarden Dollar hält, daher aggressive Maßnahmen seitens des Managements gefordert, um die hohe Kostenbasis zu senken.
„Das Unternehmen hat zu viele Mitarbeiter und die Kosten pro Mitarbeiter sind zu hoch“, schreibt Hohn. Alphabet zahle zudem einige der höchsten Gehälter im Silicon Valley, mit einem Mediangehalt von 295.884 Dollar ab 2021, schreibt Hohn, was 67 Prozent höher sei als bei Microsoft.
Alphabet-CFO Ruth Porat hatte im Rahmen des Q3-Berichts bereits angekündigt, dass die Anstellungen im laufenden Quartal etwa nur halb so groß ausfallen dürften wie die Zahl von 12.765 Angestellten, die im Q3 zum Konzern hinzukamen.
Doch TCI-Chef Hohn ist nicht nur der Überzeugung, dass Alphabet mit weniger Mitarbeitern den gleichen Umsatz erzielen und 20 Prozent effizienter arbeiten könnte, sondern sieht auch die Verluste im Bereich „Other Bets“ kritisch.
Er weist darauf hin, dass das Segment in den letzten fünf Jahren kumulierte Umsätze in Höhe von etwa drei Milliarden Dollar erwirtschaftet hat, was mit operativen Verlusten in Höhe von 20 Milliarden Dollar einherging. Der größte Teil von Other Bets ist die selbstfahrende Autoeinheit Waymo, aber „der Enthusiasmus für selbstfahrende Autos ist zusammengebrochen und Wettbewerber haben sich aus dem Markt zurückgezogen“.
Das aktuelle Makroumfeld sollte auch Alphabet zum Anlass nehmen, in Sachen Personalkosten den Gürtel enger zu schnallen. Tatsächlich dürften dann, ohne den wichtigen Wachstumsbereich Cloud zu beeinträchtigen, höhere Margen erzielt werden. Es gilt aber auch: Mit Barmitteln von 116 Milliarden Dollar ist Alphabet nicht zum Sparen gezwungen.
DER AKTIONÄR rät nicht investierten Anlegern, die Schwächephase des Werbegeschäftes auszusitzen und vorerst bei der Alphabet-Aktie an der Seitenlinie zu verharren, bis sich eine charttechnische Trendwende andeutet. Sehr langfristig orientierte Alphabet-Anleger können bei der aktuell niedrigen Bewertung ihre Position geringfügig ausbauen.