Vorschusslorbeeren für Microsoft und Alphabet haben am Mittwoch die Aktienkurse der beiden amerikanischen Tech-Giganten belastet. Die hochgesteckten Erwartungen des Marktes konnte keines der Unternehmen in Gänze erfüllen, was die Anleger angesichts der jüngsten Rekordläufe nun wieder vorsichtiger stimmte. Ungeachtet der fortdauernden Euphorie rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) wurden Gewinne mitgenommen.
Microsoft, die zum Handelsstart noch auf ein Rekordhoch über 415 US-Dollar geklettert waren, büßten zuletzt 1,7 Prozent auf 401,77 Dollar ein. Die A-Aktien der Google-Mutter Alphabet verloren 6,6 Prozent auf 141,49 Dollar und die C-Aktien 6,5 Prozent auf 143,15 Dollar, womit sie Schlusslicht im technologielastigen Nasdaq 100 waren. Allerdings hatten auch sie erst am Montag Bestmarken erreicht.
Über den Software-Giganten Microsoft äußerten sich die Analysten unisono insgesamt beifällig. Zahlreiche unter ihnen hoben ihre Kursziele an und bekräftigten zugleich ihr positives Anlageurteil. Es sei inzwischen erkennbar, dass sich das Engagement im Bereich KI langsam aber sicher positiv auf die Geschäftsentwicklung auswirke, schrieb etwa Barclays-Analyst Raimo Lenschow und schraubte seine Gewinnprognosen für 2024 und 2025 deutlich nach oben.
Brad Sills von Bank of America lobte, dass die Stärke in KI-Anwendungen zu einem "soliden zweiten Quartal" beigetragen habe und dass der Ausblick eine nachhaltige Dynamik erwarten lasse. Er sah aber auch kleine Wermutstropfen. Unter anderem liege die Umsatzprognose für das dritte Geschäftsquartal unter der Markterwartung, schrieb er. Da dies aber vor allem an einem schwächeren Ausblick auf das Geschäft mit PC-Spielen liege und die wichtigsten Wachstumstreiber Azure und Office intakt seien, sieht Sills darin kein Problem.
Dennoch war er nicht der einzige Analyst, der auf hohe Belastungen durch die Integration des Spiele-Entwicklers Activision Blizzard und wachsende Investitionen in die Cloud- und KI-Infrastruktur. Allerdings schrieb DZ-Bank-Analyst Ingo Wermann dazu: Er werte es positiv, dass Microsoft trotz all dieser Belastungsfaktoren die operative Marge im Gesamtgeschäftsjahr 2023/24 steigern wolle.
Zu Alphabet fielen die Kommentare weitaus weniger positiv aus und es gab mehr Analysten, die ihr Kursziel senkten, als solche, die es beibehielten oder gar anhoben. Analyst Brad Erickson von der kanadischen Bank RBC sprach von einem Quartalsbericht, der sowohl Licht als auch Schatten geworfen habe. Die schwächeren Werbeumsätze und der anfallende Investitionsbedarf hätten enttäuscht. Das habe die erfreulichen Cloud-Aktivitäten und die besser als befürchtet ausgefallene Margenentwicklung in den Hintergrund gedrängt. Barclays-Analyst Ross Sandler verwies insbesondere darauf, dass Skeptiker die erhöhten Kosten rund um KI monierten.
Trotz der Enttäuschungen unter einigen Investoren an diesem Tag bleibt Microsoft der wertvollste Konzern in den USA, noch vor dem iPhone-Hersteller Apple. Diesen hatte der Softwarehersteller erst vor wenigen Wochen auf Platz zwei verdrängt. Der Börsenwert von Microsoft zog seit Ende 2022 um rund 70 Prozent an und liegt aktuell bei rund drei Billionen Dollar, während Apples Marktkapitalisierung im selben Zeitraum lediglich um etwa 45 Prozent kletterte und knapp unter drei Billionen liegt. Auf Rang drei befindet sich unverändert Alphabet mit aktuell 1,8 Billionen Dollar.
Die Alphabet-Aktie wurde in den letzten Monaten ausgehend von der Euphorie der zunehmenden Verbreitung von KI getrieben. Die Zahlen waren gut, aber nicht gut genug die Rally weiter anzutreiben. Alphabet weist ein starkes Anzeigenwachstum und eine bemerkenswerte Stärke im Segment Suchmaschinen auf. Stärkere Rücksetzer bieten Kaufchancen!
Die Quartalszahlen von Microsoft waren erneut grandios. Die Wachstumsaussichten bleiben Intakt. Zudem hat Microsoft mit Satya Nadella einen hervorragenden Unternehmenslenker. Für DER AKTIONÄR ist und bleibt die Microsoft-Aktie ein Basis-Investment!