Allianz und Amundi haben die Gespräche über die Zusammenlegung ihrer Vermögensverwaltungsgeschäfte zu einem europäischen Investmentgiganten pausiert. Das berichtete am Wochenende die Financial Times unter Berufung auf eine der Allianz nahestehende Quelle.
Bereits im Oktober wurden Gespräche zwischen der Allianz und Amundi bekannt. Der deutsche Versicherer prüft demnach neue Optionen für seine Einheit Allianz Global Investors, einschließlich einer möglichen Fusion oder eines Teilverkaufs der Sparte. Der Vermögensverwalter Pimco, der ebenfalls zur Allianz gehört, war nicht Teil der Gespräche.
Laut aktuellen Berichten haben die Allianz und Amundi seit rund einem Jahr über einen Zusammenschluss gesprochen. Nun seien diese Gespräche eingestellt worden. Es ist nicht klar, ob die Verhandlungen zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden. Ein Sprecher von Amundi sagte am Sonntag gegenüber Reuters, dass das Unternehmen nicht in Gesprächen mit der Allianz stehe, und lehnte weitere Kommentare ab.
Allianz Global Investors verwaltet rund 550 Milliarden Euro an Vermögenswerten. Das Unternehmen könnte in einem möglichen Deal mit mehr als vier Milliarden Euro bewertet werden. Ein Zusammenschluss mit Amundi würde einen neuen Riesen mit einem verwalteten Vermögen von fast 2,8 Billionen Euro schaffen.
Ein zentraler Knackpunkt zwischen den beiden Seiten ist laut der Financial Times die Struktur eines möglichen Zusammenschlusses. Auch die Frage, wer die Kontrolle über eine vergrößerte Gruppe haben würde, konnte nicht geklärt werden.
Die Überlegungen der Allianz sind nachvollziehbar. Europas größter Konkurrent AXA hat sich in diesem Jahr dazu entschieden, den eigenen Vermögensverwalter AXA Investment Managers für mehr als fünf Milliarden Euro an BNP Paribas zu verkaufen. Auch Amundi soll sich damals um die Einheit beworben haben.
Allianz-Finanzchefin Claire-Marie Coste-Lepoutre sagte letzten Monat, dass der Versicherer mit seiner derzeitigen Struktur zufrieden sei und nicht beabsichtige, den Beitrag seiner Vermögensverwaltungsgeschäfte zur Gruppe zu verringern. Dennoch rissen die Gerüchte um einen möglichen Deal für Allianz Global Investors nicht ab.
DER AKTIONÄR hat zuletzt fünf gute Gründe für einen Amundi-Deal der Allianz genannt. Diese gelten unverändert. Gleiches gilt für die Einschätzung, dass die Allianz sich in einer komfortablen Verhandlungsposition befindet. Sie muss Allianz Global Investors nicht verkaufen und kann auf attraktive Konditionen bestehen. Die nun offenbar erfolgte Gesprächspause, bestätigt das. Anleger des Versicherungsriesen können die Verhandlungen entspannt verfolgen.
Mit einem KGV von 11 und einer Dividendenrendite von gut fünf Prozent ist die Allianz-Aktie weiterhin attraktiv bewertet – egal ob mit oder ohne Amundi-Deal für Allianz Global Investors.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.