Die Kurse von China-Aktien aus den Bereichen Technologie und Internet haben wieder einmal deutlich nachgegeben. Gestern war eine Nachricht über ein Vorhaben der chinesischen Führung die Ursache. Heute sorgte im Hongkonger Handel zudem eine Drohung aus den USA für Aufregung. Alibaba verlor zeitweise mehr als vier Prozent. Andere Aktien brachen zweistellig ein.
Wie ein kurzer Schock wirkte bereits gestern die Nachricht, dass die chinesische Regierung laut Insidern ein Joint Venture mit den heimischen Tech- und Internet-Riesen plant. In diesem Unternehmen sollen dann die Kundendaten der Unternehmen gesammelt werden. Die Leitung soll dabei die People’s Bank auf China haben. Peking will so mehr Kontrolle über die Daten von Alibaba, Tencent, Baidu, Xiaomi, JD.com, ByteDance, Meituan und Co bekommen.
Das Vorhaben schürt Unsicherheit, weil China zur Umsetzung bestehende Datenschutz-Regeln ändern müsste. Angesichts der unklaren Lage gehen einige Investoren offenbar lieber in Deckung.
Nachschlag aus Amerika
Zudem haben die US-Regulierungsbehörden noch mal ihre Drohung bekräftigt, große China-Unternehmen vom Handel an den US-Börsen auszuschließen. Konkret hat die US-Börsenaufsicht SEC gewarnt, dass sie Wirtschaftsprüfungsunternehmen zwingen wird, die Finanzprüfungen ausländischer Unternehmen von den US-Regulierungsbehörden checken zu lassen.
Das Vorhaben ist nicht neu, verschlechtert aber die Stimmung. Noch ist nicht absehbar, ob es in der Angelegenheit eine Einigung mit China geben wird. Die chinesische Führung müsste dem Zugriff seitens der USA erst zustimmen. Sonst könnten Alibaba und Co womöglich nur noch in Hongkong gehandelt werden.
Nach den Nachrichten kamen im gestrigen US-Handel und heute in Hongkong vor allem kleinere Aktien unter Druck: iQiyi gab knapp 20 Prozent nach, Tencent Music fiel zeitweise so stark wie nie zuvor. Auch Vipshop wurde abverkauft. Praktisch sämtliche China-Aktien aus den Bereichen Tech und Internet schwächelten. Auch die Elektro-Auto-Aktie Nio brach ein, Tencent gab nach.
Für die langfristige Entwicklung der Unternehmen bleibt DER AKTIONÄR grundsätzlich zuversichtlich. Über die Delisting-Gefahr und die Folgen hat DER AKTIONÄR in den vergangenen Monaten mehrfach berichtet. Die teils hohen Bewertungen – insbesondere bei den kleineren China-Aktien – verführen angesichts der negativen Nachrichten aber verständlicherweise zu Gewinnmitnahmen. Es gilt: Ruhe bewahren, Positionsgrößen überschaubar halten und die im Heft jeweils kommunizierten Stopps beachten.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.