Die Kursgewinne bei Alibaba seit dem Jahreswechsel sind wegen des neu entfachten Handelsstreits auf magere 11 Prozent zusammengeschmolzen. Eine schnelle Trendwende könnte wohl nur durch eine Einigung zwischen Trump und Xi eingeleitet werden. Doch die scheint in weiter Ferne. Viele Anleger sind frustriert – aber nicht alle.
Alibaba schloss am Freitag etwas leichter bei 155 Dollar und damit auf dem niedrigsten Niveau seit Ende Januar. Binnen drei Wochen – seitdem der Handelsstreit zwischen den USA und China erneut hochgekocht ist – büßte die Aktie nahezu 20 Prozent an Wert ein.
100 Milliarden Dollar an Börsenwert sind buchstäblich in Rauch aufgegangen. Das entspricht einem Verlust von rund fünf Milliarden Dollar täglich.
Viele Anleger sind mittlerweile frustriert und wenden sich von Aliababa und Co ab. Doch weshalb eigentlich?
Der Konzern feuert im operativen Geschäft auf allen Zylindern. Erst Mitte Mai – mit der Vorlage der Q1-Zahlen – bewies Alibaba seine herausragende Marktstellung im chinesischen E-Commerce und seine starke Position bei Zukunftsthemen wie der Cloud.
Trotzdem ist die Aktie so günstig bewertet wie seit 3 Jahren nicht. Die Grafik zeigt, dass das KGV mit 23 nicht nur unter dem langgjährigen Durchschnitt sondern auch am unteren Ende der Bewertungsspanne notiert.
Mit Tmall und Taobao dominiert Alibaba den B2C-Ecommerce so stark, dass zuletzt selbst Amazon das Handtuch geworfen hat. AliExpress hingegen ist ein Türöffner im internationalen Warenverkehr (Cross Border) und auf Expansionskurs.
An diesen Tatsachen ändert der Handelsstreit wenig. Natürlich wird eine vollständige Eskalation in Chinas Wirtschaft Spuren hinterlassen und die Konsumlust der Bevölkerung bremsen.
Wichtiger Hinweis: So weit ist es aber noch nicht!
Das sieht Scott Devitt von Stifel ähnlich. Der Analyst hat Alibaba in der letzten Woche mit "Kaufen" und Kursziel 220 Dollar bestätigt und die Aktie zudem auf die "Selection List" genommen.
"Der jüngste Rücksetzer stell aus unserer Sicht eine attraktive Kaufgelegenheit dar", schrieb Devitt seinen Kunden.
DER AKTIONÄR meint: Die anhaltende Talfahrt beim Kurs nervt gewaltig, doch so lange die operative Entwicklung so kraftvoll verläuft wie zuletzt, sollten Anleger eher überlegen, auf welchem Niveau sie ihre Position bei Alibaba aufstocken.