Zusammen mit China Mobile plant Alibaba Insidern zufolge ein 443-Millionen-Dollar-Investment. Das klingt erst mal wenig aufsehenerregend. In Anleger-Kreisen dürfte aber kontrovers aufgenommen werden, wohin genau das Geld fließen soll. Das Ziel-Unternehmen ist vor allem für seine fragwürdige Rolle bei der Kontrolle der Bevölkerung in China bekannt.
Das Geld soll in Zhejiang Dahua Technology gesteckt werden. Das Unternehmen gilt als Chinas zweitgrößter Hersteller von Überwachungstechnik. Es steht auf einer schwarzen Liste der USA, auf der Firmen aufgeführt sind, die zur Unterdrückung von Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten beitragen. Die entsprechenden Unternehmen dürfen ohne Genehmigung der US-Regierung keine Technologie aus den USA kaufen.
Über das geplante Investment hat die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet. Dahua gilt als Ausrüster smarter Städte in China. Das bedeutet zum Beispiel: Gesichtserkennung und Verkehrsüberwachung. Amazon hat zu Beginn der Coronakrise 1.500 Kameras von Dahua gekauft, um die Körpertemperatur seiner Arbeiter zu überwachen.
Die mögliche Beteiligung an Dahua wirft ein Schlaglicht auf die Tatsache, dass Alibaba auch zur Überwachung der Menschen in China beiträgt. Aus Investoren-Sicht würden voraussichtlich die Vorteile einer Kooperation den (weiteren) Image-Kratzer überwiegen. Alibaba hat sich bereits in der Vergangenheit beispielsweise an Sensetime beteiligt. Das Unternehmen ist ein Lieferant für Gesichtserkennungssoftware, die in China ebenfalls zur Überwachung eingesetzt wird. Alibaba ist aufgrund seiner omnipräsenten Aufstellung im chinesischen Internet- und Tech-Bereich ein Basisinvestment in Asien.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.