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Alibaba: 3 Gründe, warum Kritiker vor der Aktie warnen

Alibaba: 3 Gründe, warum Kritiker vor der Aktie warnen
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Lars Friedrich 21.06.2019 Lars Friedrich

Der chinesische E-Commerce-Riese gehört zu den bekanntesten Marken der Welt. Zuletzt überzeugte Alibaba mit tollen Zahlen. Analysten empfehlen die Aktie geschlossen zum Kauf oder zumindest als Halteposition. Doch warum hat der Kurs nicht längst neue Hochs erklommen? Aus der Sicht von Skeptikern ist die Antwort klar.

Bekannt ist, dass der Handelskonflikt zwischen USA und China womöglich auf auf dem Kurs der Aktie lastet. Dazu kommen Verkäufe von Großinvestoren wie Altaba und Softbank. Doch es gibt auch drei weniger beachtete Gründe, die gegen ein Investment sprechen könnten.

1. Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste

Alibaba ist zwar stark im Kerngeschäft (E-Commerce) und im Cloud-Business, aber an anderen Stellen wird viel Geld verbrannt. Unter anderem steckte Alibaba mehr als eine Milliarde Dollar in den Fahrradverleih Ofo. Das Unternehmen ist inzwischen quasi pleite. Auch der Bereich der digitalen Unterhaltung und Medien ist bisher ein Milliardengrab. Die Alibaba-Führung strebt nach eigenen Angaben mehr Synergien an und verspricht, dass gute Inhalte helfen werden, den Wert anderer Bereiche zu steigern. Kritikern ist das zu vage.

2. „Bilanz wird immer undurchsichtiger“

Unter dieser Überschrift rät die Monatszeitschrift Euro gegen die Konsensmeinung zum Verkauf von Alibaba (Kursziel: 95 Euro). Wer in die Abschlüsse des Unternehmens blicke, finde viele Merkwürdigkeiten. In der Tat bemängeln einige internationale Marktbeobachter schon länger eine Tendenz zur kreativen Bilanzierung bei Alibaba. Das Unternehmen steigere seine Gewinne, indem es Beteiligungen mal eben höher bewerte, heißt es. Skeptikern ist das zu viel Goodwill und zu wenig Substanz.

3. Alles nur ein Versprechen

Alibaba-Investoren handeln genau genommen keine Aktien, also direkte Unternehmensanteile, sondern nur Hinterlegungsscheine, sogenannte ADRs (American Depositary Receipts). Diese verbriefen lediglich ein Recht auf Anteile an der Alibaba Group Holding. Die ist auf den als Steuerparadies bekannten Kaimaninseln gemeldet. In Euro heißt es: „Zu der Online-Payment-Firma Ant Financial etwa gibt es überhaupt nur das Versprechen, dass die Gewinne Alibaba zustehen würden. Deshalb landen in der Obergesellschaft nur Buchgewinne.“ Dieses „Kartenhaus“ könne irgendwann ganz schnell einstürzen.

Was ist dran an den Vorwürfen?

DER AKTIONÄR meint: Die Konstruktion bei Alibaba ist für chinesische Unternehmen nicht die Ausnahme, sondern die Regel. So wird beispielsweise JinkoSolar ebenfalls in Form von ADRs gehandelt, und die börsennotierte Obergesellschaft hat ihren Sitz auch in der Karibik. Das spricht nicht zwangsläufig gegen ein Investment. Wichtiger ist, ob Anleger an das Unternehmen glauben und dem Management vertrauen können. Jedes Investment ist mit einer Portion Ungewissheit verbunden. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, schützt auch der Besitz von echten Aktien ihre Käufer im Zweifel nicht vor Betrug und Totalverlust. Bei Alibaba sieht DER AKTIONÄR keinen Grund für besonderes Misstrauen.

Was die Bilanz betrifft: Insbesondere bei komplex aufgestellten Konzernen mit zahlreichen Beteiligungen ist es letztendlich nur mit Abstrichen möglich zu beurteilen, wie stark das Wachstum tatsächlich ausfällt. Tricksen gehört zum Geschäft – nicht nur bei chinesischen Unternehmen. Der AKTIONÄR geht aber davon aus, dass sich Alibaba dabei an geltendes Recht hält.

Es stimmt, dass Alibaba viel investiert, viel ausprobiert, Wetten auf die Zukunft eingeht. Darin liegen Chancen und Risiken zugleich. Nicht alles kann funktionieren. Dass in Nebenprojekten (zu) viel Geld verbrannt wird, ist ein Vorwurf, mit dem jüngst unter anderem auch Alphabet konfrontiert wurde.

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Kaufen, aber vernünftig bleiben

Aus Sicht des AKTIONÄR überwiegt bei Alibaba ganz klar das Aufwärtspotenzial. Die Aktie wird zum Kauf empfohlen. Anleger sollten sich aber auch bei ihren Lieblingswerten bisweilen die Risiken vor Augen führen und ihr komplettes Vermögen nie in nur ein, zwei Einzelwerte investieren. Wer diesbezüglich doch manchmal in Versuchung gerät, dem hilft vielleicht der Blick durch die Brille der Skeptiker dabei, die eigene Euphorie zu zügeln.

Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Alibaba.


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