Enttäuschende Zahlen und eine Milliarden-Strafe haben den Aktienkurs der Google-Mutter Alphabet am Wochenanfang auf Talfahrt geschickt. Bis zu 1.289,27 US-Dollar kostete eine A-Aktie auf dem Allzeithoch kurz vor Veröffentlichung der Quartalsergebnisse. Tags darauf gab es einen Anteil rund 100 Dollar günstiger. Chance zum Einstieg oder wankt der Internet-Gigant ernsthaft?
So reagieren die Analysten
Die ersten Reaktionen aus großen Finanzunternehmen sind eindeutig: Kaufen! JPMorgan hebt das Kursziel von 1.250 auf 1.310 US-Dollar an. Credit Suisse bleibt bei 1.400 Dollar. Und Goldman Sachs reduziert zwar auf 1.350 Dollar, belässt die Aktie aber auf der renommierten „Conviction Buy List“.
Besonders gewagt wirken die Prognosen der Experten nicht. Im Werbegeschäft dominiert Alphabet weiterhin mit der Suchmaschine Google. Auch wenn das Wachstum zuletzt etwas schwächer als erwartet ausfiel und die Konkurrenz zugenommen hat.
Für deutlich höhere Kursziele fehlen derzeit aber die Impulse.
Neue Ideen umsetzen
Zwar pumpt der Konzern weiter Hunderte Millionen Dollar in seine Wetten auf die Zukunft, darunter die Roboterautos von Waymo. Doch die blanken Zahlen wirken ernüchternd. Der operative Verlust im Bereich der potenziellen Umsatzbringer ist von 571 Millionen auf 868 Millionen Dollar gestiegen. Bis die Gewinne sprudeln, wird es wohl noch dauern.
Aussichtsreich ist auch der Cloud-Gaming-Dienst Stadia. Alphabet hatte im März den Einstieg ins Spiele-Streaming bekanntgegeben. Eine Idee mit viel Potenzial. Mehr aber auch noch nicht. Unter anderem fehlen bislang konkrete Inhalte. Jade Raymond, die sich in der Gaming-Szene als Produzentin von „Assasssin’s Creed“ einen Namen gemacht hat, soll künftig eigene Spiele für Stadia entwickeln. Auch hier muss erst mal kräftig investiert werden. Die Entwicklung eines Top-Titels kostet teilweise mehr als 100 Millionen Dollar.
Langfristig attraktiv
Alphabet-Aktien bleiben nicht zuletzt aufgrund des bislang unrealisierten Potenzials interessant – gerade in Schwächephasen. Kursdellen waren über einen längeren Zeitraum betrachtet stets Einstiegschancen. Die Anteile kosten derzeit noch immer deutlich mehr als zu Jahresbeginn.
Neben dem Chart stimmt auch die fundamentale Lage: Das Unternehmen wächst, verdient Geld, ist in aussichtsreichen Märkten tätig – und mit einem KGV von rund 26 nicht teuer. Wer bereits dabei ist, lässt die Gewinne laufen – DER AKTIONÄR empfiehlt einen Stopp bei 850 Euro.