Hamsterkäufe bei Nudeln, Konserven und Toilettenpapier. Lange Schlangen bei Aldi, weil es dort noch das begehrte Desinfektionsmittel zu kaufen gibt. Die medial aufbereiteten Nebeneffekte des Coronavirus haben wir alle noch nicht vergessen. Nachhaltige Versorgungsengpässe aufgrund unterbrochener Lieferketten sind aber weiterhin nicht zu befürchten – auch nicht bei Medikamenten und pharmazeutischen Wirkstoffen. Dennoch könnte das Virus als branchenübergreifender Weckruf fungieren.
„Die Coronakrise führt die Bedeutung stabiler und sicherer Lieferketten eindrucksvoll vor Augen”, stimmt va-Q-tec-Vorstand Dr. Joachim Kuhn zu. „Dies gilt im besonderen Maße für die Pharmaindustrie – setzt doch der Transport zahlreicher Medikamente verlässliche Transportlösungen mit stabilen Temperaturen voraus“, so der Firmenlenker gegenüber dem AKTIONÄR.
Die Temperaturkette während Transport, Produktion und Lagerung muss bei Arzneimitteln strikt eingehalten werden, um deren Wirksamkeit zu garantieren. Vor allem die viel zitierte „Last Mile“, die letzte Strecke vom Großhändler zur Apotheke oder direkt zum Patienten, stellt die Lieferanten vor große Herausforderungen.
Durch den Ausbruch des Coronavirus und die Quarantänemaßnahmen wird die Notwendigkeit der „TempChain Logistik“, also der sicheren Transportlösungen für temperaturempfindliche Produkte, eindrucksvoll verdeutlicht. In den letzten Wochen ist die Anzahl der Lieferungen von temperaturempfindlichen Medikamenten direkt zu den Endverbrauchern spürbar angestiegen.
Als Marktführer bei der Herstellung und Vermietung von Thermoboxen und Containern zum Transport von temperatursensiblen Gütern kann va-Q-tec mit seinen innovativen Lösungen helfen, die Versorgung der Menschen mit lebensnotwendigen Medikamenten aufrechtzuerhalten. Schon heute unterliegen 32 der TOP-50-Medikamente einer strikten Temperatur-Kontrollpflicht – und es werden kontinuierlich mehr.
Das ehemalige Spin-off der Universität Würzburg und des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung stellt Dämmlösungen auf Basis von energieeffizienten und umweltfreundlichen Vakuumisolationspaneelen (VIPs) her. Die mit Kieselsäure gefüllten Platten, in denen ein Vakuum erzeugt wird, isolieren bei gleicher Dicke rund zehnmal besser als konventionelle Dämmstoffe wie Styropor. Dazu kommen sogenannte Phase Change Materials – kurz PCM – zur Speicherung thermischer Energie. Aus den VIPs und PCMs produziert die Gesellschaft passive thermische Verpackungssysteme in Form von Containern und Boxen. Je nach Typ halten diese Systeme ohne Zufuhr von externer Energie konstante Temperaturen bis zu 200 Stunden lang. Zusätzlich schützen sie die wertvolle Fracht auch vor Feuchtigkeit. Die mehrfach verwendbaren Transportsysteme werden verkauft oder gehen in die eigene Flotte von Mietcontainern und -boxen über.
Dabei rücken auch zunehmend Themen wie die Apothekenlogistik in den Fokus. Seit dem Vorjahr liefert va-Q-tec thermische Transportsysteme an Kohlpharma, mit denen der Arzneimittelimporteur seine Produkte vorschriftsmäßig kühl halten kann. Damit hat die Gesellschaft einen Fuß in einem Wachstumsmarkt mit enormem Potenzial in der Tür. Weitere Abschlüsse dieser Art dürften folgen.
Mittlerweile trägt das Geschäft mit Kunden aus dem Bereich Healthcare & Logistik knapp 70 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Die Aussichten passen: „Das für unsere wichtigste Kundengruppe – die Healthcare- Industrie – erwartete jährliche Wachstum der temperaturkontrollierten Transporte von gut zehn Prozent dürfte trotz oder sogar wegen der Coronakrise zukünftig weiter wachsen“, so Dr. Kuhn.
Neben den Kunden aus der Pharmabranche verfrachten auch Konzerne aus der Halbleiterindustrie sensible Teile mit den Systemen der Würzburger. Darüber hinaus rüstet die Gesellschaft thermisch hocheffiziente Kühl- und Gefriergeräte oder Warmwasserspeicher in Heizungsanlagen aus. Zudem rücken künftig Anwendungen im Bereich Mobilität und die Gebäudedämmung in den Fokus.
Die Zahlen sind top: „Die stark verbesserten Zahlen unterstreichen unsere sehr gute Position als Technologieführer in unseren strukturell wachsenden Märkten”, so der Vorstand. Die Umsätze stiegen 2019 um 28 Prozent auf 64,7 Millionen Euro. Hauptwachstumstreiber war das Servicegeschäft mit einem Erlöszuwachs von 62 Prozent auf knapp 30 Millionen Euro. Das EBITDA konnte im Vergleich zum Vorjahr auf 9,7 Millionen Euro mehr als verdreifacht werden.
Die Prognosen für das laufende Jahr passen – trotzt Coronavirus. Nachdem der Umsatz in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich mit 25 Prozent pro Jahr und 2019 sogar um 28 Prozent gewachsen ist, planen die Würzburger im laufenden Jahr zwar “nur” noch mit einem moderaten bis mittelstarken Wachstum bei einer im Vergleich zum Vorjahr (13 Prozent) stabilen Marge. Die Basis für eine Umsatzsteigerung in Richtung 100 Millionen Euro ist jedoch gelegt.
Unter dem Strich stehen noch rote Zahlen. Das dürfte sich schon bald ändern. Neben den üblichen Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität, die in dem „Power 20+“-Programm gebündelt sind, soll zur Effizienzsteigerung unter anderem das hochmargige Geschäft mit dem Vermieten von Containern und Boxen beitragen.
va-Q-tec agiert in seiner Nische am Puls der Zeit. Neue Aufträge aus der Pharmaindustrie werden nicht mehr lange auf sich warten lassen – auch dank des Coronavirus. Gelingt es dem Vorstand, mit den steigenden Umsätzen die eigene Effizienz wie geplant zu steigern, steht dem nachhaltigen Sprung in die Gewinnzone nichts im Weg. Zu diesem Schluss kommen auch die Analysten. Berenberg sieht die Aktie bei 14 Euro fair bewertet. Mainfirst kommt auf ein Kursziel von 18 Euro. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf steigende Kurse.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.