Hinter Elumeo liegen bewegte Zeiten. Doch das ist mittlerweile Schnee von gestern. Anleger können bei dem Online-Schmuckhändler den Blick nach vorne richten. Die Aussichten sind gut. Wachstum und Margen steigen auch dank innovativer Technologien. Die AKTIONÄR-Empfehlung von Ende Januar liegt rund 70 Prozent vorne. DER AKTIONÄR sprach mit Vorstand Wolfgang Boyé über Apps, Bewegtbild-Features, künstliche Intelligenz, Rechtsstreitigkeiten, und die operative Entwicklung.
DER AKTIONÄR: Herr Boyé, Elumeo setzt verstärkt auf E-Commerce: Wie hoch ist der E-Commerce-Anteil an Ihrem Gesamtumsatz aktuell? Wie wollen Sie diesen weiter steigern?
Wolfgang Boyé: Der Anteil unseres klassischen Webshops liegt im Moment bei knapp 30 Prozent, in 2019 lag dieser Anteil noch bei weniger als 20 Prozent. Im Laufe des Jahres haben wir viele neue Funktionen in unserem Webshop und in unseren Apps eingeführt. Diese haben bei unseren Kunden viel positives Feedback bekommen. Insbesondere die zunehmende Erweiterung um Bewegtbild-Features, aber auch unsere auf künstlicher Intelligenz basierenden Produktvorschläge entwickeln sich sehr erfreulich. Dies ermutigt uns, diese Entwicklung weiter voranzutreiben.
Im laufenden Jahr haben Sie ein neues Bewegtbild-Feature eingeführt. Wie wird dieses von Kundenseite angenommen?
Das neue Bewegtbild-Feature namens „Mein Juwelo“ ist in dieser Form eine Weltpremiere und wird von unseren Kunden sehr gut angenommen. „Mein Juwelo“ optimiert den Verkaufsprozess und leistet einen signifikanten Beitrag zur User-Experience. Kunden können ihre Wunschartikel nun bequem und intuitiv über einfaches Swipen unmittelbar aus der Produktvideo-Ansicht heraus bestellen. Diese spielt die Juwelo-App maßgeschneidert auf die individuellen Kundenbedürfnisse über einen KI-gesteuerten Algorithmus aus. Damit heben wir uns klar vom Wettbewerb ab.
Im Geschäftsbericht 2020 haben Sie den Start der App „jooli“ angekündigt. Was verbirgt sich dahinter und wie ist hier der aktuelle Stand?
jooli ist die konsequente Weiterentwicklung der Bewegtbild-Funktionalität „Mein Juwelo“ und deren Ergänzung um weitere Produktbereiche, die von Partnern produziert werden. Die Beta-Version von jooli ist bereits online und wird jetzt konsequent verbessert und weiterentwickelt.
Sie haben über einen sehr positiven Start ins Geschäftsjahr 2021 berichtet, das erste Quartal hat mit einer Wachstumsrate von 28 Prozent an die hohe Dynamik des vierten Quartals 2020 angeknüpft. Für das Gesamtjahr 2021 sind Sie vorsichtiger und stellen ein Wachstum im „niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ in Aussicht. Spüren Sie aktuell eine Verlangsamung des Wachstums oder haben Sie bewusst etwas konservativer geplant?
Wir spüren im Moment keine Verlangsamung des Wachstums – ganz im Gegenteil. Allerdings ist die weitere Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte noch mit Unsicherheiten behaftet. In den vergangenen zwölf Monaten sind wir sehr schnell und auch zu Lasten unserer Wettbewerber im Online-Bereich gewachsen. Wir planen konservativ und wollen vor einer Prognoseanpassung abwarten, wie sich unser Wachstum entwickelt, wenn der stationäre Einzelhandel wieder längere Zeit geöffnet hat.
Im vergangenen Geschäftsjahr haben Sie Ihre Prognose übertroffen und schneller als erwartet die Gewinnzone erreicht. Gehen Sie davon aus, dass der Sprung in die Gewinnzone nachhaltig ist?
Wir haben keinerlei Veranlassung zu der Annahme, dass wir nicht profitabel bleiben werden. Wir wachsen im Moment sehr schnell bei guter und nachhaltiger Profitabilität. Mittel- bis langfristig gehen wir davon aus, wieder eine operative Marge im zweistelligen Prozentbereich zu erzielen.
In den vergangenen Jahren gab es auch einige Rechtsstreitigkeiten, in die die Elumeo verwickelt war. Worum ging es da und sind diese inzwischen beigelegt?
Durch unseren Minderheitsaktionär Ottoman Strategy Holding wurden insgesamt acht Rechtsstreitigkeiten gegen die Elumeo SE und ihre Direktoren angestrengt, welche alle von der Elumeo SE gewonnen wurden. Zuletzt wurde eine Millionen Euro Schadensersatzklage vom Landgericht Berlin abgewiesen. Das Urteil ist inzwischen rechtskräftig.
Der Kapitalmarkt scheint davon auszugehen, dass damit nun alle Rechtsstreitigkeiten vom Tisch sind. Herrscht nun Ruhe?
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat die Ottoman Strategy Holding keine weiteren Rechtsstreitigkeiten gegen die Elumeo SE oder ihre Tochtergesellschaften angestrengt. Ob das so bleibt, müssen wir jetzt einmal abwarten. Im Rahmen der Schadensersatzklage haben die Kläger nicht davor zurückgeschreckt, offenbar gefälschte Unterlagen vorzulegen, daher sind wir mit Prognosen über deren weiteres Vorgehen vorsichtig. Wir sind allerdings zuversichtlich, dass wir auch weitere Klagen für uns entscheiden werden, so sie denn eingereicht werden. Dennoch werden wir aus Vorsichtsgründen die in diesem Zusammenhang getätigten Rückstellungen in Höhe von rund vier Millionen Euro vorerst noch nicht auflösen.
Wie sieht die finanzielle Situation der Elumeo SE aus? Können Sie Ihre Wachstumspläne aus eigener Kraft finanzieren?
Die Elumeo SE hat im Moment einen stabilen, gut positiven Cashflow und keinerlei finanzielle Verschuldung. Auf dieser Basis können wir alle Wachstumspläne der nächsten Jahre aus eigener Kraft finanzieren.
Zum Abschluss noch ein Blick auf Ihre Vision: Welche Ziele verfolgen Sie mit Elumeo auf Sicht von fünf Jahren?
Unsere langfristige Strategie ist es, die führende Position der Elumeo SE im Bereich des live und non-live Videoshopping für Edelsteinschmuck auf weitere Produktbereiche auszudehnen. Unsere neue App „jooli“ ist ein wichtiger Baustein in dieser Strategie.
Der „Hot-Stock der Woche“ aus AKTIONÄR-Ausgabe 5/21 von Ende Januar notiert mittlerweile rund 70 Prozent im Plus. Nachdem sich der positive operative Trend bestätigt hat und das neue Bewegtbild-Feature an den Start gegangen ist, können nicht nur Schmuckliebhaber ihre Position weiter ausbauen oder eine neue Spekulation starten. Das nächste Ziel lautet 10,00 Euro. Ein Stopp bei 6,50 Euro sichert ab.