Infineon hatte gestern einen technischen Durchbruch bei der Fertigung von Halbleitern auf Galliumnitrid-(GaN)-Basis vermeldet. Sorgen, dass dafür weniger neue GaN-Anlagen zur Fertigung benötigt würden, hatten die Aixtron-Aktie unter Druck gesetzt. Die Gesellschaft sieht in dieser Entwicklung indes ihre Erwartung eines starken Marktwachstums untermauert – und könnte dem Vernehmen nach auch zu den Zulieferern für diese Maschinen zählen.
Infineon hatte am Mittwoch mitgeteilt, 300-Millimeter-GaN-Wafer auf einer Pilotlinie in der bestehenden 300-Millimeter-Siliziumproduktion hergestellt zu haben. Mit der wachsenden Nachfrage nach Elektronikchips auf GaN-Basis dürften Chiphersteller auf die Produktion von 300-Millimeter-Wafern umstellen, denn aus ihnen kann knapp die 2,3-Menge Chips gewonnen werden, was Kostenvorteile bringt. Zur Erinnerung: Leistungs- und Hochfrequenz-Elektronikchips auf GaN-Basis haben klassische Siliziumteile in Schnelllade-Netzteilen etwa von Smartphones mittlerweile ersetzt. Sie spielen zudem eine zunehmend wichtige Rolle bei KI-Servern, in Solaranlagen sowie in der Elektromobilität, denn sie sind kleiner und temperaturbeständiger und damit effizienter als klassischer Siliziumchips.
Aktuell stellen Chipkonzerne wie Infineon GaN-Wafer mit Durchmessern von 150 Millimeter, vor allem aber von 200 Millimetern her. Bei diesen Anlagen ist weltweit Aixtron führend, arbeitet aber wohl auch am Nachfolger. Aixtron betonte, dass an Maschinen zur Fertigung von 300-Millimeter-Wafern gearbeitet werde und Pilotanlagen bei einigen Kunden stünden.
Hauck & Aufhäuser-Analyst Tim Wunderlich teilt die Sorge nicht, dass der Chipindustrie-Ausrüster Marktanteile bei Anlagen zur Fertigung von Halbleitern auf GaN-Basis verloren haben könnte. Vielmehr geht er davon aus, dass Aixtron der bislang nicht namentlich bekannte Zulieferer für die innovativen Maschinen zur Fertigung von 300-Millimeter-Wafern von Infineon sei. Er hat seine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 28,20 Euro bestätigt.
Ebenfalls interessant: Zuletzt gab es Spekulationen, Samsung wolle im Jahr 2025 mit der Produktion von Leistungs- und Hochfrequenz-Elektronikchips auf GaN-Basis starten. In einem Bericht der "Digitimes" aus Asien wurde Aixtron als potenzieller Lieferant für einige solcher Anlagen genannt.
Die Aixtron-Aktie wurde durch die schwachen Wachstumsaussichten für das nächste Jahr und fehlende positive Branchennachrichten belastet. „Die jüngste Schwäche sollte bereits das fehlende Umsatzwachstum für 2025 widerspiegeln. Weitere Abwärtsrisiken dürften durch die niedrigen Bewertungsmultiplikatoren, basierend auf weitgehend risikobereinigten Schätzungen für 2025, begrenzt sein“, so Malte Schaumann von Warburg Research. Die Aktie wird mittlerweile mit einem 25er-KUV von 2,3 und einem KGV von 13 vergleichsweise günstig bewertet.
Gut möglich, dass sich die Aktie mit der neu belebten GaN-Fantasie stabilisieren und eine erste Gegenbewegung starten kann, auch wenn hier noch einige Fragen offen sind. Fakt ist dagegen: Der Ausverkauf im heimischen Technologiesektor bietet Anlegern mit Weitblick eine durchaus interessante Einstiegsgelegenheit. Belebt sich die Nachfrage wieder wie erhofft, dürfte sich die Aixtron-Aktie mit dem entsprechenden Newsflow mittelfristig wieder von den aktuellen Tiefstständen absetzen können. Wann und von welchem Niveau diese nachhaltige Erholung am Ende tatsächlich startet, ist derzeit nur schwer zu beziffern.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Aixtron befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.