Mit einer beispiellosen Milliardenstrafe hat Airbus langjährige Korruptionsermittlungen in drei Ländern beendet. Nach einer Einigung mit Behörden will der europäische Flugzeugbauer zusammen 3,6 Milliarden Euro in Frankreich, Großbritannien und den USA zahlen. Das bestätigte die Finanzstaatsanwaltschaft in Paris am Freitag. Der Löwenanteil wird dabei in Frankreich fällig – Airbus muss dort innerhalb von zehn Tagen 2,1 Milliarden Euro Strafe zahlen. In Großbritannien beläuft sich die Geldbuße auf knapp 984 Millionen Euro, die USA sollen knapp 526 Millionen Euro bekommen.
Bereits Anfang der Woche war bekannt geworden, dass Airbus sich in den Untersuchungen zu Bestechungs- und Korruptionsvorwürfen in den drei großen Ländern auf einen milliardenschweren Kompromiss geeinigt hatte. Die schon seit Jahren laufenden Untersuchungen hatten den Luftfahrtkonzern mit Hauptquartier im französischen Toulouse unter Druck gesetzt. Die nun vereinbarte Riesensumme übersteigt den Gewinn des Konzerns aus dem Jahr 2018, der 3,05 Milliarden Euro betragen hatte. Zahlen für das Gesamtjahr 2019 liegen noch nicht vor.
Airbus einigte sich am Freitag außerdem mit dem US-Außenministerium auf ein weiteres – allerdings deutlich geringeres – Bußgeld. Der Konzern will zehn Millionen US-Dollar für Verstöße gegen Waffenexportkontrollgesetze zahlen. Airbus muss demnach auch für drei Jahre einen externen Prüfer bestellen, der die Einhaltung der Vereinbarung überwachen wird. Airbus hatte die Verstöße selbst angezeigt, erklärte das Ministerium in Washington.
In der übernächsten Woche will Airbus schließlich seine Jahreszahlen für 2019 vorlegen. Im April vergangenen Jahres hatte Guillaume Faury das Ruder von Enders als Konzernchef übernommen – und damit auch die Ermittlungen zu den Korruptions- und Bestechungsvorwürfen geerbt.
Die Strafe ist zwar hoch. Die Erleichterung darüber, dass die Angelegenheit nun endlich vom Tisch ist, dürfte aber ebenfalls hoch sein. Unabhängig davon laufen die Geschäfte bei Airbus derzeit bestens. Zudem spielen Probleme beim US-Konkurrenten Boeing den Europäern in die Hände. DER AKTIONÄR empfiehlt: Gewinne laufen lassen und Position mit einem Stopp bei 106 Euro nach unten absichern.
(Mit Material von dpa-AFX)