Bislang hat sich die große Dubai-Fluggesellschaft Emirates gesträubt, von Airbus neue Flugzeuge zu kaufen. Mal kritisierte man die Beschichtung, mal die Triebwerke. Nun haben sich die Araber mit den Europäern geeinigt. Emirates bestellt gleich 15 weitere der neuen Langstreckenflieger A350-900s. Bei einem Typ ist man aber noch nicht einig. Die Airbus-Aktie legt zu und nimmt das Rekordhoch ins Visier.
Der Großauftrag von Emirates auf der Dubai Airshow wächst durch den A350-Auftrag auf 65 Airbus-Flugzeuge. Emirates-CEO Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum sagte am Donnerstag: "Wir freuen uns, weitere Bestellungen für diesen Flugzeugtyp bekannt geben zu können. Wir planen, unsere A350 für eine Reihe neuer Märkte einzusetzen, darunter auch für Langstreckenflüge mit bis zu 15 Stunden Flugzeit ab Dubai." Dabei werde man eng mit Airbus und Triebwerksbauer Rolls-Royce zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass eine bestmögliche Betriebseffizienz gewährleistet wird.
Druck auf Rolls-Royce
Noch ein weiterer Großauftrag liegt indes weiterhin brach. Am Dienstag hatte Emirates-Flugzeug-Chef Tim Clark Airbus eine Absage für die größere A350er-Version erteilt. Man werde keine Maschinen vom Airbus-Modell A350-1000 bestellen, bevor der Triebwerkshersteller Rolls-Royce einen Missstand bei den Antrieben behoben habe. Eigentlich ist Emirates laut Clark am Kauf von 35 bis 50 Exemplaren interessiert. Von der kleineren Variante A350-900 hatte die Airline zuvor schon 50 bestellt.
Am Airbus A350 kritisierte Clark die Wartungszyklen der RR-Triebwerke. Die Antriebe könnten nur etwa ein Viertel der Zeit an den Tragflächen bleiben, die er für notwendig erachte. Beim Airbus A350 hat der Käufer keine Wahl: Der britische Hersteller Rolls-Royce baut den einzigen Triebwerkstyp für dieses Modell.
Weitere Großaufträge
Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat bereits am Dienstag einen Großauftrag eingeheimst. Die staatliche ägyptische Fluggesellschaft Egyptair habe zehn Langstrecken-Maschinen in der Version A350-900 bestellt. Auch Ethiopian Airlines hat auf der Luftfahrt-Messe in Dubai, die noch bis einschließlich Freitag läuft, einen Großauftrag für elf A350-900 unterschrieben.
Die Airbus-Aktie hat ihre Konsolidierungsphase von September beendet und strebt seit Mitte Oktober wieder aufwärts. Am Donnerstag-Mittag notiert der DAX-Wert im Xetra-Handel etwa 0,8 Prozent im Plus bei 132,20 Euro. Das Jahreshoch markierte die Airbus-Aktie im Juli bei 138,72 Euro. Das Allzeithoch stammt von Anfang 2020 (vor Beginn der Corona-Pandemie) und liegt bei 139,40 Euro.
Turkish Airlines überlegt noch
Ein weiterer Großauftrag der türkischen Staatsfluglinie für Airbus wurde bislang noch nicht spruchreif. Laut Airbus sind sich beide Seiten über eine "bedeutende Flugzeugbestellung" im Prinzip einig und wollen sie demnächst bekannt geben. Turkish Airlines zufolge geht es um den Kauf von 355 Airbus-Flugzeugen, davon 240 als Festbestellung und 115 als Optionen.
Konkurrent Boeing ist in Dubai erfolgreicher. Am Montag hatte die arabische Fluggesellschaft beim US-Flugzeugbauer insgesamt 95 Großraumjets der Typen 777X und 787 'Dreamliner' bestellt. Insgesamt meldete Boeing von Montag bis Donnerstag-Nachmittag sieben Bestellungen über insgesamt 214 Flugzeuge. Airbus kam lediglich auf vier Aufträge über zusammen 66 Maschinen, davon 36 Exemplare der A350-900. Vom kleinsten Airbus-Modell A220. bestellte die lettische Fluggesellschaft Air Baltic 30 Stück.
Airbus hatte gehofft, einen ähnlichen Erfolg wie Boeing einzufahren. Emirates ist seit vielen Jahren Großkundin von Airbus und betreibt so viele Exemplare des doppelstöckigen Passagierjets A380 wie keine andere Airline. Der Hersteller hat die Produktion des Riesenfliegers jedoch mangels Bestellungen in der Corona-Krise beendet.
Die Großaufträge sichern den Flugzeugbauern die Produktion auf Jahre hinweg. Lediglich Kapazitätsprobleme bremsen Auslieferungen und Kursentwicklung. Sowohl die Boeing- als auch die Airbus-Aktie sind laufende Empfehlungen des AKTIONÄR. Während die Boeing-Aktie von diversen Problemen mit ihren Typen 737 Max und 787 gebeutelt noch vom alten Rekordhoch weit entfernt ist, sollte Airbus neue Höhen bereits früher erreichen.
Übrigens: Sowohl Airbus als auch Boeing sind gemeinsam mit weiteren sechs Luft- und Raumfahrt-Unternehmen im Weltraum Index des AKTIONÄR enthalten. Abseits der 'weltlichen' Luftfahrt warten in den kommenden Jahrzehnten im Orbit große Herausforderungen. Wer von der Entwicklung der acht Unternehmen profitieren möchte, greift zu einem Index-Zertifikat – etwa WKN DA0AB7. Damit kann die Entwicklung des Index nahezu 1:1 abgebildet werden.
Weitere Informationen zum Weltraum-Index inklusive Zusammensetzung gibt es hier.
(Mit Material von dpa-AFX)
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