Die erste große Luftfahrtmesse seit der Corona-Pandemie hat dem weltgrößten Flugzeugbauer Airbus kaum neue Aufträge eingebracht. Wer wie früher ein Feuerwerk an Neubestellungen erwartet hatte, wurde auf der Farnborough Airshow bei London diesmal enttäuscht. Airbus strich sogar die Abschluss-Pressekonferenz.
Bei dieser hatten sich die Manager des europäischen Konzerns sonst für den Verkauf hunderter Passagierjets feiern lassen. Nur bei Boeing erreichten die Aufträge diese Größenordnung. Airbus-Verkaufschef Christian Scherer will darin aber keine Schwäche seines Unternehmens erkennen: Schließlich habe Airbus den Konkurrenten aus den USA inzwischen als Branchenführer abgelöst.
"Wir brauchen keine Airshow, um zu zeigen, dass wir Flugzeuge verkaufen", sagte der Manager am Donnerstag im Gespräch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Airbus habe in diesem Jahr schon Verträge über mehr als 500 Jets abgeschlossen. Dazu kämen noch die Bestellungen aus China über fast 300 Jets von Anfang Juli. "Und wir erwarten ein starkes zweites Halbjahr."
Auf der Messe in England meldete Airbus seit Montag gerade einmal Bestellungen über 29 Mittelstreckenjets aus der A220- und der A320neo Reihe, darunter auch die Langstreckenversion A321XLR. Käufer sind die US-Gesellschaft Delta und die lateinamerikanische Latam Airlines. Ein weiterer Auftrag des britischen Billigfliegers Easyjet über 56 Maschinen war schon bekannt und wurde in Farnborough lediglich bestätigt.
Auch Boeing ließ die sonst übliche Messebilanz am Donnerstag aus. Immerhin hatte Delta Air Lines dem Konzern zum Messestart am Montag einen Großauftrag über 100 Mittelstreckenjets in der Langversion 737 Max 10 beschert. Ein Flugzeugfinanzierer unterzeichnete zudem Fest- und Vorverträge über 66 Boeing 737 Max, außerdem fand Boeing Kunden für neun Großraumjets vom Typ 787 "Dreamliner".
Die arabische Qatar Airways zurrte am Donnerstag einen Vertrag über 25 Exemplare der Boeing 737 Max 10 fest, nachdem sie sich vor einigen Monaten mit dem Airbus-Konzern überworfen hatte. Dieser hatte deshalb eine Bestellung der Araber über 50 Exemplare des Konkurrenzmodells A321neo gekündigt – und Qatar benötigt Ersatz.
Allerdings fehlt der Boeing 737 Max 10 noch die behördliche Zulassung. Der Hersteller hofft, die Zertifizierung bis Ende des Jahres zu erhalten.
Der Münchner Triebwerkshersteller MTU hat am letzten Tag der International Airshow in Farnborough eine positive Bilanz gezogen. Das Unternehmen konnte Aufträge in Höhe von nahezu 600 Millionen US-Dollar (588 Millionen Euro) hereinholen, wie es am Freitagmorgen in München mitteilte. Die Messe habe sich "gelohnt". Der Löwenanteil der Aufträge entfällt laut dem DAX-Konzern auf Neubestellungen des Getriebefans (GTF). An den Triebwerken hält MTU Anteile zwischen 15 und 18 Prozent. Der Konzern steuert nach eigenen Angaben dabei beispielsweise die Niederdruckturbine sowie verschiedene Stufen des Hochdruckverdichters bei.
Sowohl MTU als auch Airbus können am heutigen Freitag gute Zugewinne verzeichnen, Boeing notiert am späten Vormittag leicht im Minus. Die Aktien haben zuletzt ihre Schwächephase überwinden können, investierte Anleger bleiben an Bord.