Der Flugzeugbauer bekommt neuen Ärger wegen eines Auftrags, der in die USA gegeben wurde, statt europäische Firmen zu präferieren. Airbus lässt seine Triebwerksgehäuse - auch Gondeln genannt - für die A320-Neo-Flieger in den kommenden Jahren vom amerikanischen Zulieferer UTC produzieren. Das gefällt vor allem Frankreich nicht, das Airbus mit Milliarden stützt.
Während Frankreich der heimischen Luftfahrt-Industrie in der Corona-Krise finanziell unter die Arme greift, hat Airbus nun einen Auftrag in die USA vergeben. Der Präsident des Regionalrates, Jean-Louis Chauzy, etwa kritisiert den Zehn-Jahres-Auftrag für die Produktion von Triebwerksgondeln an die Pratt & Whitney-Triebwerke des A320 Neo an die amerikanische Firma United Technologies UTC. Seine Vorwürfe sind vielfältig und heftig, schreibt AeroTelegraph. Bei diesem zentralen Projekt würde Airbus mit der aktuellen Auslagerung das eigene und das französische Zukunftsfähigkeit zerstören.
Anstatt Produktion, Forschung und Entwicklung in Frankreich voranzutreiben, setze der Flugzeugbauer auf ein amerikanisches Unternehmen, das in Mexiko und China produziere. Nun seien direkt bis zu 350 Arbeitsplätze bei Airbus in Gefahr sowie etwa 100 weitere im Rahmen von Forschungsprogrammen. Langfristig bangt Chauzy sogar um die Zukunft des gesamten Standortes in Nantes mit etwa 3500 Mitarbeitenden.
Airbus begründet die Auftragsvergabe in die USA mit Corona: "Wir hatten begonnen, die Gondelherstellung intern weiterzuentwickeln, aber dieses Programm wurde aufgrund der Folgen der Corona-Krise unterbrochen", zitiert La Dépêche du Midi den Flugzeugbauer. Daher habe man sich nach einem Partner umgeschaut, der einen attraktiven Preis biete.
Neue Strafzölle
Wegen Airbus beziehungsweise den jahrelangen Subventionen von der EU, droht noch weiterer Ärger - diesmal aus den USA. Die Trump-Regierung erwägt neue Strafzölle auf Produkte aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien. Betroffen sein könnten unter anderem Bier, Schokolade, Oliven und Gin. Die ausgewählten Waren hatten im Jahr 2018 einen Importwert von 3,1 Milliarden Dollar.
Grundlage der neuen Strafzoll-Überlegungen der USA ist ein WTO-Urteil wegen jahrelanger rechtswidriger Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus. Es ermöglicht es Washington, Zusatzabgaben von bis zu 100 Prozent auf Waren im Wert von 7,5 Milliarden Dollar zu erheben. Bereits im vergangenen Oktober waren von den USA deswegen Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf zahlreiche Produkte aus Europa erlassen worden. Betroffen sind zum Beispiel Wein aus Deutschland und Frankreich, Parmesan aus Italien und Olivenöl aus Spanien. Auf Flugzeuge-Importe gibt es eine Sonderabgabe in Höhe von 15 Prozent.
Airbus-Aktie pendelt abwärts
Die geltende Produktliste soll nun nach der Mitteilung des US-Handelsbeauftragten einer Überprüfung unterzogen und möglicherweise angepasst werden. Möglich sind demnach auch weitere Zollerhöhungen auf bereits ausgewählte Produkte. Zudem könnten auch Zölle auf Produkte erhobenen werden, die schon in Erwägung gezogen wurden, aber noch nicht für Zusatzzölle ausgewählt worden waren. Von den US-Überlegungen betroffene Unternehmen können bis zum 26. Juli eine Stellungnahme abgeben. Danach soll es eine Entscheidung geben.
Die Airbus-Aktie zeigt sich am Donnerstag leicht abgeschwächt bei knapp 63 Euro, nachdem sie zu Wochenbeginn noch bei 68 Euro notierte. Die 50-Tage-Linie verläuft bei 60,29 Euro und konnte zuletzt verteidigt werden.
Die Schweizer Bank Credit Suisse hat ihre Einstufung für Airbus anlässlich der von den USA erwogenen Zollerhöhungen für Flugzeuge auf "Outperform" mit einem Kursziel von 82 Euro belassen. Höhere US-Zölle könnten sich - je nach Ausmaß - leicht bis signifikant negativ auf den europäischen Flugzeugbauer auswirken, schrieb Analyst Olivier Brochet in einer aktuellen Studie. (Mit Material von dpa-AFX)
DER AKTIONÄR hatte im Hebel-Depot mit einem Turbo-Bull-Schein auf eine weitere Airbus-Erholung spekuliert, nach den jüngsten Verlusten aber die Reißleine gezogen und einen kleinen Gewinn gesichert. Noch engagierte Aktien-Inhaber halten ihre Airbus-Papiere weiterhin, setzen bei 56 Euro unterhalb der 50-Tage-Linie aber eine Stop-Loss-Order zur Absicherung.
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