Die Corona-Pandemie traf auch Airbnb mit voller Wucht, doch letztlich litt das Geschäft des Appartement-Vermittlers 2020 weniger stark als von Analysten befürchtet. Im laufenden Jahr rechnet der US-Konzern damit, dass die Impfstoffverbreitung und ein Ende der Lockdowns der Reisebranche ein starkes Comeback bescheren. Die Aktie ist dennoch auf dem aktuellen Niveau kein Kauf.
Konkret: Insgesamt gingen die Erlöse um 30 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar zurück, wie Airbnb am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Nach dem heftigen Einbruch zu Beginn der Pandemie erholte sich das Geschäft deutlich, im Schlussquartal gab es verglichen mit dem Vorjahreswert nur noch ein Umsatzminus von 22 Prozent auf 859 Millionen Dollar. Dennoch riss die Krise tiefe Löcher in die Bilanz – insgesamt machte Airbnb 2020 einen Verlust von 4,6 Milliarden Dollar.
Das enorme Minus war aber nicht nur den Belastungen durch die Pandemie geschuldet, die das Geschäft im Frühjahr zum Stillstand gebracht und zu massenhaften Stornierungen geführt hatte. Airbnb musste auch hohe Kosten wegen des Börsengangs im Dezember stemmen. Bei der Premiere an der New Yorker Nasdaq hatten sich Anleger um die Aktien gerissen, seitdem ist der Kurs weiter kräftig gestiegen.
Auch der Quartals- und Jahresbericht kam am Markt gut an, die Aktie verbuchte nachbörslich zunächst Kursgewinne. Analysten hatten im Schnitt mit deutlich schlechteren Ergebnissen gerechnet. Die Zahlen zeigten, dass Airbnb unverwüstlich und anpassungsfähig sei, sagte Konzernchef Brian Chesky. Auf dem Höhepunkt der Krise hatte das Unternehmen für 2020 vor einem Rückgang der Erlöse um mehr als 50 Prozent gewarnt. Dass es letztlich nicht so schlimm kam, lag vor allem an Buchungen von Nutzern, die in der Pandemie auf näher gelegene Apartments setzten, die gut mit dem Auto erreichbar sind.
Für 2021 erwartet Airbnb ein Comeback der Reisebranche. Mit der zunehmenden Impfstoffverbreitung und dem Ende der Lockdowns werde eine starke Erholung einsetzen, hieß es im Ausblick. Airbnb sei voll darauf konzentriert, sich für diesen Aufschwung vorzubereiten. Das Unternehmen wurde 2008 in San Francisco gegründet und mit der Online-Vermittlung von privaten Zimmern und Apartments zum Schrecken der Hotelbranche. Das Geschäftsmodell ist jedoch nicht unumstritten. Airbnb wird beispielsweise vorgeworfen, zur Wohnraumverknappung beizutragen oder einen ruhestörenden Andrang von Touristen zu fördern.
Auch wenn die Zahlen besser als gedacht ausgefallen sind und der Ausblick durchaus optimistisch stimmt – die Bewertung von Airbnb ist jenseits von Gut und Böse. Zur Einordnung: Die Marktkapitalisierung des Appartement-Vermittlers liegt über der kumulierten Bewertung der drei weltbekannten Hotelketten ( Marriott, Hilton und Hyatt). Anleger sollten die Aktie besser umschiffen. Allenfalls erfahrene Trader können auf kurzfristige Entwicklungen spekulieren.
(Mit Material von dpa-AFX)