Adobe hat vergangenen Mittwoch seine Q3-Zahlen vorgelegt und war am Tag danach rund 17 Prozent eingebrochen. Auch am Freitag ging es für die Adobe-Aktie weitere drei Prozent nach unten. Der Grund für den brutalen Kursrutsch war aber nicht das abgelaufene Q3, sondern die 20 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Figma, die den Analysten sauer aufstieß.
Mit Bezug auf die Übernahme des Web-Design-Spezialisten Figma sagte Jefferies-Experte Brent Thill beispielsweise, der Preis sei hoch im Vergleich dazu, dass die annualisierten wiederkehrenden Einnahmen von Figma in diesem Jahr nur 400 Millionen Dollar betrügen – auch wenn 2023 in etwa mit einer Verdopplung zu rechnen sei. Der Deal sei viermal so teuer wie die bislang größte Adobe-Übernahme Marketo.
Diese Ansicht teilt er mit Kirk Materne von Evercore ISI. Er betonte zwar, es gebe viele Aspekte an dieser Übernahme, die seinen Gefallen finden. Anleger zahlten dafür aber in den Jahren 2023 und 2024 mit einer Gewinnverwässerung. Dies sei wohl ein kurzfristiger Gegenwind für die Aktien, auch wenn der Deal strategisch Sinn ergebe.
„Seien wir ehrlich – es fühlt sich an, als ob Adobe etwas an Schwung gegenüber Figma verliert und es deshalb als besserer Schritt angesehen wird, den Wettbewerber aufzukaufen“, sagte Materne. Der Gedanke sei wohl Kräfte zu bündeln, anstatt einen starken Gegner entstehen zu lassen. Dies sei keine günstige Offerte eines Unternehmens, das normalerweise als ziemlich pingelig bekannt sei.
Die britische Barclays hat Adobe sogar von "Overweight" auf "Equal Weight" abgestuft und das Kursziel von 440 auf 340 Dollar gesenkt. Der vereinbarte Kauf werde den Gewinn verwässern. Angesichts des Deal-Umfangs und der Auswirkungen auf das Gewinnwachstum je Aktie glauben die Barclays-Experten, dass die Papiere 2023 anders als bisher gedacht nicht überdurchschnittlich abschneiden werden.
Konsens sieht noch Potenzial
Neben den Experten von Barclays haben auch die Analystenhäuser Baird und Edward Jones ihre Kauf-Empfehlungen für die Adobe-Aktie gestrichen. Insgesamt sieht der Analystenkonsens das Konsensziel aber immer noch bei 407,27 Dollar, was einem Ertragspotenzial von 36 Prozent entsprechen würde. Es haben sich seit Mittwochabend jedoch erst die Hälfte der Analysten zu Wort gemeldet.
Die Adobe-Aktie wurde durch die Kursverluste unter die 300-Dollar-Marke gedrückt – und damit auf das tiefste Niveau seit April 2020. Vom Rekordkurs von knapp 700 Dollar, der im November 2021 erreicht wurde, können Anleger mittlerweile nur noch träumen. DER AKTIONÄR sieht mittelfristig, zudem keine Anhaltspunkte, weshalb diese Träume in Erfüllung gehen könnten. An der Seitenlinie abwarten!
Mit Material von dpaAFX.