Es war nicht wirklich ein erfreulicher Start für die Aktionäre der Aareal Bank: Bei seiner ersten Präsentation der Quartalszahlen legte der ehemalige Finanzchef und neue Vorstandsvorsitzende Hermann Merkens wieder einmal solide Zahlen vor. Allerdings war der Ausblick, den Merkens gab, dem Gros der Marktteilnehmer deutlich zu düster.
So sprach er von „infolge des verschärften Wettbewerbs unter Druck stehenden Margen“. Merkens nannte zwar keine konkreten Zahlen, dennoch rauschte der Aktienkurs der Aareal Bank in den Keller. Da im Zuge dessen auch einige wichtige charttechnische Unterstützungen gerissen wurden und sich das Marktumfeld Anfang Dezember ohnehin als relativ rau erwiesen hatte, beschleunigte sich der Kursverfall. Mittlerweile notieren die Anteilscheine des Wiesbadener Immobilienfinanzierers knapp 17 Prozent unter dem Niveau vor Bekanntgabe der Quartalszahlen. Gewinn gesteigert Dabei konnten sich diese wirklich sehen lassen: So steigerte der Immobilienfinanzierer den Betriebsgewinn um knapp ein Viertel auf 82 Millionen Euro. Dabei profitierte das Institut allerdings auch von der Übernahme der ehemaligen WestLB-Tochter Westimmo. Dadurch erhöhte sich der Zinsüberschuss deutlich. Der Nettoge winn kletterte um 31 Prozent auf 47 Millionen Euro.
Darüber hinaus hob der Vorstand die Jahresprognose an: Demnach erwartet die Aareal Bank für 2015 nun einen Betriebsgewinn von 450 bis 460 Millionen Euro (im Vorjahr hatte der MDAX-Konzern noch 436 Millionen verdient). Bisher lagen die Schätzungen noch bei 400 bis 430 Millionen Euro. Aber bereits nach den ersten neun Monaten des Jahres 2015 haben die Hessen operativ bereits 382 Millionen Euro eingefahren. Dies liegt jedoch auch am einmaligen Zugangsgewinn aus der Übernahme der Westimmo von 154 Millionen Euro. Nur wenige Wochen später wurde außerdem das angehobene Gewinnziel erneut erhöht: Denn nach dem Verkauf einer schwedischen Tochter erwarten die Wiesbadener sogar einen etwas höheren Überschuss. Demnach soll das Betriebsergebnis für das Gesamtjahr bei 460 bis 470 Millionen Euro liegen. Der Verkauf der Tochter an einen schwedischen Pensionsfonds werde sich auch noch im nächsten Jahr positiv auf das Konzernergebnis auswirken. Schließlich wird der Großteil des positiven Einmalertrags in Höhe von rund 70 Millionen Euro erst 2016 ergebniswirksam. Nur 12,5 Millionen Euro fließen noch vor dem 31. Dezember in die Gewinnberechnung ein. Der Kaufpreis für die Tochter liegt bei insgesamt 3,0 Milliarden Schwedische Kronen (umgerechnet etwa 320 Millionen Euro).
Die Prognoseanhebung innerhalb kurzer Zeit belegt einmal mehr die Ertragsstärke des MDAX-Konzerns. Ohnehin ist es überraschend, dass sich viele Marktteilnehmer von Merkens’ eher vagen Aussagen derart verunsichern ließen. Denn bereits sein Vorgänger Wolf Schumacher zeigte sich bei seinen Ausblicken auch meist eher zurückhaltend – um oftmals einige Monate später dann entweder den oberen Rand der Prognose zu erreichen oder diese gar zu übertreffen. Dies ist eigentlich eine „Tradition“, welche die Markteilnehmer sehr schätzten. Denn während zahlreiche andere Kreditinstitute die Investoren Jahr für Jahr – mitunter sogar Quartal für Quartal – enttäuschten, konnte die Aareal Bank immer wieder positiv überraschen. Es ist also keine große Überraschung, dass Merkens im Hinblick auf das kommende Jahr eher tiefstapelt. Konkrete Zahlen will er erst im Februar nennen. Daher ist es durchaus möglich, dass die Anleger noch einige Wochen eher nervös bleiben könnten.
Indes ist die allmählich stärker werdende Konkurrenz in Zeiten anhaltend niedriger Zinsen natürlich auch keine allzu große Überraschung. Immer mehr Vermögensverwalter suchen derzeit händeringend nach lukrativen Alternativen zu den als sicher geltenden Staatsanleihen, die aktuell einfach kaum noch etwas abwerfen. Die Aareal Bank verfügt allerdings über eine sehr starke Marktstellung mit über viele Jahre gewachsenen Verbindungen. Indes haben die Wiesbadener in der Finanzkrise bewiesen, auch mit den schwierigsten Marktbedingungen klarzukommen – der MDAXKonzern schrieb in keinem Quartal rote Zahlen, während andere Banken ums Überleben kämpfen mussten. Die Aareal Bank dürfte daher auch den nun stärker werdenden Konkurrenzdruck verarbeiten und nach wie vor hochprofitabel bleiben. Nicht umsonst betonte Merkens im Rahmen der Vorlage der Quartalszahlen: „Die Aareal-Bank-Gruppe hat in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, dass sie auf der Grundlage einer tragfähigen Strategie und klarer Prinzipien jederzeit in der Lage ist, sich bietende Chancen in ihren Geschäftsfeldern entschlossen zu ergreifen und die richtigen Antworten auf die Herausforderungen von Wettbewerb und Regulierung zu finden.“ Die Sorge einiger Marktteilnehmer erscheint daher schlicht und einfach überzogen.
Zumal sich die Anleger vor Augen halten sollten, was ihnen entgeht: Denn die Aareal Bank überzeugt nicht nur mit ihrer starken Marktstellung und einer beeindruckenden Gewinnentwicklung in den vergangenen Jahren, sondern auch mit einer enorm starken Bilanz. So stieg die Kernkapitalquote Ende des dritten Quartals von 12,5 auf 12,8 Prozent. Diese Bilanzstärke sorgt für Hoffnungen nach höheren Dividenden in den kommenden Jahren, zumal der damalige Finanzchef Merkens im Frühjahr 2014 erklärte: „Und wenn wir langfristig überschüssiges Kapital haben sollten, werden wir dieses an den Aktionär zurückgeben.“ Die jüngsten Zukäufe haben das überschüssige Kapital und die Hoffnungen zwar etwas geschmälert, dennoch wird erwartet, dass die Aareal Bank ihre Anteilseigner in den kommenden Jahren immer stärker am Unternehmenserfolg beteiligt. Dies lässt sich unschwer an den von Analysten erwarteten Dividendenzahlungen der nächsten Jahre ablesen (siehe Grafik). Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass das Gros der Experten zum Kauf der Aktie rät.
Obwohl die Aktie der Aareal Bank aus vielerlei Gründen fundamental betrachtet ein klarer Kauf ist, müssen sich noch nicht investierte Anleger mit dem Einstieg nicht hetzen. Denn aktuell sieht das Chartbild nach dem jüngsten Kursrückgang und dem Unterschreiten wichtiger Marken derzeit noch eher wenig einladend aus. Von daher sollten Anleger zunächst noch unbedingt eine Bodenbildung abwarten. Dann würde auch das Gesamtpaket bei der Aareal Bank wieder absolut stimmen.
Die Perspektiven für die Aareal Bank bleiben trotz des härter werdenden Wettbewerbs gut. Die Bewertung der Aktie ist mit einem KGV von 9 und einem KBV von 0,7 sehr günstig. Zudem lockt eine satte Dividendenrendite von 5,0 Prozent bei der Aussicht auf weitere Steigerungen.