Der Telekommunikationsanbieter United Internet und die Tochter 1&1 Drillisch führen die Gewinnerlisten im MDAX am Mittwoch an. Die Zahlen zum ersten Quartal kamen am Markt gut an. United Internet hat Umsatz und operatives Ergebnis zum Jahresauftakt wie erwartet gesteigert und bleibt unter Vorbehalt bei seinen Jahreszielen.
Dank gut laufender Service-Geschäfte bei der Tochter 1&1 Drillisch legten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr konzernweit um vier Prozent auf 1,33 Milliarden Euro zu. Die Zahl der Kundenverträge erhöhte sich um 170.000 auf knapp 25 Millionen. Selbst im zuletzt eher schleppenden Hardware-Geschäft mit Smartphones und Tablets ging es wieder bergauf. Allerdings schwankt das Geschäft saisonal stark und hängt von der Attraktivität neuer Geräte und den Modellzyklen der Hersteller ab.
Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von United Internet stagnierte bei etwas über 300 Millionen Euro. Hier machte sich bei 1&1 Drillisch die mit der Covid-19-Pandemie einhergehende höhere Datennutzung der Kunden bemerkbar. 1&1 Drillisch ist bislang noch als sogenannter virtueller Netzanbieter tätig und nutzt dabei die Mobilfunktechnik von Telefonica und Vodafone . Da die Kundenverträge größtenteils auf Flatrate-Tarifen basieren, konnten die durch die höheren Datenmengen gestiegenen Kosten nicht auf die Kunden umgelegt werden. Bereinigt um diese sowie weitere Sondereffekte, wie etwa Einmalaufwendungen aus Integrationsprojekten und Kosten für den 5G-Netzaufbau, wäre das Ergebnis um gut vier Prozent gestiegen.
Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn unterm Strich legte konzernweit um knapp 50 Prozent auf 73 Millionen Euro zu. Je Aktie stieg er dabei auf 0,39 Cent nach 0,24 Cent ein Jahr zuvor. Analysten hatten hier allerdings mehr erwartet. Es war vor allem die schwache Aktienkursentwicklung bei der Beteiligung Tele Columbus , die United Internet erneute Wertminderungen eingebrockt hatte. Bei Drillisch selbst ging der Gewinn indes nicht so stark zurück wie befürchtet.
Das Management um Konzernchef Ralph Dommermuth will Umsatz und Ergebnis bei United Internet und Drillisch im laufenden Geschäftsjahr weiterhin in etwa auf Vorjahresniveau halten. Die Prognose sei allerdings mit Unsicherheiten behaftet, hieß es. Der Konzern werde daher in den nächsten Wochen und Monaten die Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Geschäftsentwicklung analysieren und plant im Rahmen der Halbjahresberichterstattung 2020 eine Konkretisierung der Prognose.
Die Papiere von United Internet haben den virusbedingten Crash inzwischen bereits aufgeholt, auch die Drillisch-Aktie hat wieder deutlich an Boden gut gemacht. Der Aufbau eines eigenen 5G-Netzes und die damit verbundenen hohen Kosten bleiben aber ein Risiko. DER AKTIONÄR ist deshalb trotz der Erholungsrallye weiter vorsichtig.
Mit Material von dpa-AFX