In dem noch jungen Geschäft mit dem Videostreaming von Filmen und Serien aus dem Internet herrscht in Deutschland schon seit Monaten Alarmstimmung: Der US-Riese Netflix kommt. Die Anbieter bereiteten sich vor dem für September anvisierten Start des Branchenpioniers ganz offensichtlich auf einen Ernstfall vor. Amazon preschte mit einem Jahresabo für 49 Euro in seinem "Prime"-Angebot vor. Beim Bezahlsender Sky fängt der Preis für den Streaming-Dienst Snap jetzt bei 3,99 Euro an statt zuvor 9,90 Euro. Und der Sender ProSiebenMAXX wies am Montag dezent darauf hin, dass ein Kronjuwel von Netflix, die zweite Staffel der Polit-Serie "House of Cards" diese Woche bei ihm innerhalb von zwei Tagen durchgespult wird. In Amerika hatte die Saga um skrupellose Intrigen in Washington mit Kevin Spacey Netflix im scharfen Wettbewerb mit mächtigen Rivalen wie dem Bezahlsender HBO einen Zustrom neuer Nutzer beschert. In Deutschland war die Serie aber zuerst bei Sky Deutschland zu sehen, weil Netflix damals noch nicht hierzulande aktiv war.
Herausfordernde Aufgabe
Soviel ist schon mal klar: Netflix steht hierzulande vor einer großen Herausforderung. Der US-Überflieger trifft mit einem noch schmalen Start-Angebot auf einen bereits dicht bevölkerten Markt mit gut vorbereiteten Rivalen. Außerdem ist die Ausgangsposition in Deutschland mit vielen frei empfangbaren Programmen ohnehin deutlich ungünstiger für Pay-TV-Angebote als im Heimatmarkt, wo kaum etwas ohne ein teures Kabel- oder Satelliten-Abo geht. Netflix-Chef Reed Hastings hängt die Planke vorsorglich etwas tiefer. Es spiele zunächst keine Rolle, welche Marktposition das Unternehmen in Deutschland erobere, erklärte er in einem Interview mit dem "Spiegel". "Auch wenn wir Dritter oder Fünfter sind, ist das in Ordnung."
Die Angebote zum Start
Angeblich werde Netflix seine neuere Erfolgsserie "Orange Is The New Black" über ein Frauengefängnis gleich zum Start zeigen können. Und auch die frische Serie "Fargo" ist nach Informationen des Online-Dienstes bereits auf Deutsch synchronisiert und soll bald folgen. Netflix habe in Deutschland auch den "Tatort" haben wollen, sei aber bei der ARD auf Granit gestoßen, heißt es im "Spiegel". Der Internet-Videodienst Netflix will in Zukunft aber auch eigene Produktionen in Deutschland drehen. "Wir werden sicher auch in Deutschland produzieren", sagte Netflix-Chef Reed Hastings dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Beim Preis liegt Netflix nach Erkenntnissen des Magazins mit 7,99 Euro im Mittelfeld. Das Unternehmen selbst macht keine Angaben zum geplanten Programm und anderen Details, die am 16. September veröffentlicht werden sollen.
Stopp anpassen
Die Aktie von Netflix eilt derzeit von Rekord zu Rekord. Seit der Empfehlung des AKTIONÄR im vergangenen Jahr notiert der Wert mehr als 45 Prozent im Plus. Zur Absicherung der bisher erzielten Gewinne sollte der Stopp leicht auf 274 Euro nachgezogen werden.
(Mit Material von dpa-AFX)