Elon Musks jüngst wunderliches Verhalten ist um eine Episode reicher. Am Donnerstag kiffte er und trank Alkohol – bei einem öffentlichen Auftritt. Den Investoren dürfte das kaum gefallen.
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert – Elon Musk hat offenbar ein neues Lebensmotto für sich entdeckt. Wenige Stunden nachdem ein Journalist eine Korrespondenz mit dem Tesla-Chef veröffentlichte, in der er (Musk) einen der Rettungstaucher in Thailand als „Kindervergewaltiger“ und den Journalisten selbst als „Arschloch“ bezeichnet hatte, fiel er bei der Aufnahme zu einem Podcast durch seinen entspannten Umgang mit Drogen auf.
Bei der Aufzeichnung von „Joe Rogan Experience“ bot ihm der Gastgeber im Verlauf an, an einem Joint zu ziehen – Musk nahm an, nachdem er sich zuvor allerdings versichert hatte, dass Kiffen in Kalifornien legal ist (was es ist). Anschließend tranken die Beiden Whisky.
Musk war weder betrunken noch high und hat mit seiner Aktion auch gegen kein Gesetz verstoßen. Die Anleger dürften trotzdem sauer sein, ist das Verhalten doch Wasser auf die Mühlen jener Kritiker, die den Vorstandsboss als kaum noch tragbar in seiner Funktion bewerten.
Welche Absichten verfolgt Musk?
Eine Frage drängt sich auf: Was bezweckt Musk mit seinen Eskapaden? Vor nicht einmal 15 Monaten galt er unter Investoren als Inbegriff des innovativen Machers, als einer, dem der Erfolg scheinbar zuflog und der mit seinem verschmitzten Lächeln selbst die größten Probleme, nun ja, weglächelte. Von diesem Zauber ist nichts mehr übrig.
Zuletzt fiel der Tesla-Chef durch Pöbeleien gegen Kritiker und Analysten (in einigen Fällen sind das dieselben Personen) auf, bezeichnete einen der Helden von Thailand, der bei der Rettung Jugendlicher aus einer überfluteten Höhle geholfen hatte, als „Pädophilen“ und nun – nachdem er sich zuvor entschuldig hatte – als Kindervergewaltiger.
Dazwischen finden sich weinerliche Interviews, in denen Musk über Einschlafprobleme und hohe Arbeitsbelastung jammert. Nicht zu vergessen – natürlich – die Episode mit dem Tweet, dass er Tesla von der Börse nehmen wolle („Finance secured“) und die 180-Grad-Wende zwei Wochen später.
Und jetzt also Kiffen und Saufen in einem Podcast. Dass Citron-Research-Gründer und Shortseller Andrew Left Musk wegen Kursmanipulation verklagt, passt irgendwie ins Bild. Die negativen Nachrichten bei Tesla reißen einfach nicht ab und überlagern jene positiven, dass der Konzern vor wenigen Wochen die Fertigungskapazität auf zwischenzeitlich über 6.000 Fahrzeuge pro Woche steigern konnte.
Zugriff bei Jahrestief
Der allgemeine Stimmungsumschwung bei Tesla spiegelt sich im Aktienkurs wider. Das Papier notiert mittlerweile bei 280 Dollar und damit unter dem Verlaufstief von Ende Juli. Es droht ein Test des Jahrestiefs aus dem Frühjahr bei 244 Dollar. Wie sollten sich Anleger verhalten? Die Aktie ist nichts für nervöse Naturen, dafür sind die Schwankungen viel zu heftig. Risikofreudige Investoren und Tesla-Fans (es gibt nur Fans, oder Hater, dazwischen nichts), können bei einem Sell-off in den Bereich des Jahrestiefs eine kleine Position eingehen und darauf spekulieren, dass sich der Wind für das Unternehmen irgendwann erneut dreht.
von Martin Weiß