Die Aktie von Easyjet zählte zu den Aktien, die europaweit am stärksten unter dem Brexit-Votum gelitten haben. An den vergangenen Handelstagen konnten sich die Anteilscheine des britischen Billigfliegers wieder kräftig erholen. Lohnt sich jetzt noch ein Einstieg? Eine Überlegung ist Easyjet allemal wert!
Alleine schon aufgrund des erheblichen Kursrückgangs in den vergangenen Wochen. Bereits am Montag nach Referendum hat das Unternehmen eine Gewinnwarnung herausgegeben. Der Umsatz je Passagiersitz dürfte in Folge der Unsicherheit in diesem Sommer deutlicher zurückgehen als bisher gedacht. Vor allem ungünstige Wechselkurse dürften das Ergebnis im Ende September endenden Geschäftsjahr zusätzlich belasten. Denn Easyjet muss durch den stark gefallenen Pfund-Kurs nun mehr für Kerosin und andere importierte Waren bezahlen. Zudem fürchtet der Konzern um seine Fluglizenzen in den EU-Staaten. Sogar über eine Verlegung des Firmensitzes wird nun laut nachgedacht.
An der Börse wurde die Aktie von Easyjet, von der die Börsianer in den vergangenen Jahren eigentlich fast ausnahmslos gute Nachrichten gewohnt waren, im Zuge der Prognosesenkung böse abgestraft. Zusammen mit dem Abschlag am Tag nach der Brexit-Entscheidung haben sich die Anteilscheine um mehr als ein Drittel verbilligt. Ausgehend vom Jahreshoch beträgt der Kursrückgang bereits mehr als 40 Prozent. Dies erscheint angesichts der Tatsache, dass Easyjets Geschäftsmodell auch nach einem Brexit weiterhin gut funktionieren sollte – zumal die Hälfte des Umsatzes mit Flügen innerhalb Großbritanniens erzielt wird – stark überzogen.
Vorstand kauft zu
Den jüngsten Kursverfall der Easyjet-Aktie hat Vorstand Chris Brocklesby genutzt, sein Depot mit zusätzlichen 2.294 Anteilscheinen zu bestücken. Und auch (mutige) Privatanleger können seinem Beispiel folgen. Denn die Aussichten für das sehr solide geführte Unternehmen, das auch in den kommenden Jahren abgesehen vom Brexit-bedingten Rückgang weiter wachsen wird, bleiben gut. Dank der Kostendisziplin und des attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses, das Easyjet bietet, sollte man Lufthansa und Co auch in Zukunft weitere Marktanteile abjagen. Die Bewertung der Easyjet-Aktie ist zudem niedrig: Das KGV beläuft sich auf lediglich 9. Darüber hinaus lockt eine stattliche Dividendenrendite von rund fünf Prozent. Auch bei den Analysten ist man zuversichtlich gestimmt. Zwar haben einige ihre Einschätzungen und Kursziele gesenkt, aktuell raten aber nur drei der 27 Analysten, die sich mit Easyjet befassen, zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt rund 20 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.
Mutige greifen zu
Die Unsicherheiten sind aufgrund des Brexits hoch – die Chancen aber auch. Mutige Anleger können sich daher jetzt bei der günstigen Aktie des Qualitätsunternehmens positionieren. Die Easyjet-Aktie ist aber auch ganz klar eine Wette darauf, dass der Brexit den Luftfahrtverkehr nicht erheblich beeinflussen wird – oder dass Easyjet im Ernstfall zumindest die Verlagerung des Firmensitzes gelingt. Der Stoppkurs sollte auf 10,80 Euro nachgezogen werden.
Teile dieses Artikels wurden bereits in der Ausgabe 28/2016 veröffentlicht.