Der Industriegase-Spezialist Linde legt am morgigen Donnertag (10. März) seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Wenn man die Moll-Töne des Vorstands im Vorfeld hört und den Kursverlauf der letzten Monate sieht, dann kann der DAX-Konzern eigentlich nur positiv überraschen. Denn auch der vermutlich verhaltene Ausblick dürfte größtenteils eingepreist sein.
Die Ziele für das Gesamtjahr 2015 hatte Linde Ende November zwar bestätigt, erwartete allerdings aufgrund der abkühlenden Wirtschaft lediglich einen Gewinn am unteren Ende der ausgegeben Zielspanne. Das Wachstum habe sich im vierten Quartal nicht beschleunigt, hatte Vorstand Wolfgang Büchele gesagt. Den Zuwächsen in der Gase-Sparte steht ein kräftiger Rückgang im Anlagenbau gegenüber. Der kleinsten Linde-Sparte macht der niedrige Ölpreis, Überkapazitäten und die daraus resultierende Zurückhaltung von Kunden zu schaffen. Der operative Gewinn (EBITDA) ohne Sondereffekte werde daher eher bei 4,1 Milliarden Euro liegen, anstatt bei 4,3 Milliarden. Beim Umsatz peilten die Münchener zwischen 17,9 und 18,5 Milliarden Euro an. 2014 hatte Linde gut 17 Milliarden Euro umgesetzt, das operative Ergebnis hatte bei 3,9 Milliarden Euro betragen. Die Dividende für das abgelaufene Jahr dürfte von 3,15 auf 3,40 Euro je Aktie angehoben werden.
Linde ist ein Schwergewicht der deutschen Wirtschaft. Die weltweit mehr als 60.000 Beschäftigten stellen Gase her, die etwa in der Stahlproduktion, bei der Lebensmittelverarbeitung oder beim Schweißen zum Einsatz kommen. Gewachsen ist Linde in den vergangenen Jahren auch mit medizinischen Gasen. Ein weiterer Geschäftsbereich ist der Bau von Industrieanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff oder zur Erdgasbehandlung.
Neben den Bilanzdaten stehen aber vor allem Aussagen zum laufenden Jahr im Fokus. Zuletzt zeigte sich der Linde-Vorstand auch hier wenig zuversichtlich, dass es bald wieder kräftig aufwärts gehen wird. Im Gegenteil: Er hatte aufgrund einer abkühlenden Weltwirtschaft, anhaltend niedrigen Ölpreisen und Einsparungen im US-Gesundheitswesen das Gewinn-Ziel für 2017 reduziert. Das operative Konzernergebnis soll 2017 daher nur noch bei 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro liegen. Zuvor hatte Linde 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro angepeilt.
Im Peer-Group-Vergleich ist der DAX-Konzern mit einem 2016er-KGV von 17 eine Spur günstiger bewertet als Wettbewerber wie die französische Air Liquide (19) oder die US-amerikanische Airgas (29).
Die Linde-Aktie hat in den vergangenen Monten deutlich an Wert verloren, konnte sich in den letzten Tagen aber wieder leicht von den Tiefstständen lösen. Risikobewusste Anleger können im Vorfeld der Zahlen auf eine positive Kursreaktion spekulieren und eine bewusst klein gehaltene Trading-Position mit Ziel 150 Euro eröffnen. Der Stopp wird im Anschluss bei 125,00 Euro – also rund fünf Prozent unter dem Kaufkurs – platziert.
(Mit Material von dpa-AFX)